Niederkirchen bei Deidesheim – Nach 26 Ausgaben trifft der Veranstalter des palatia Jazz Festivals die Entscheidung, in der Festival-Saison 2023 zu pausieren. Die Gründe hierfür sind vielfältig, denn sie erschweren derzeit die Umsetzung des bisherigen, sehr erfolgreichen Konzepts. 

Das palatia Jazz Festival lebt von seinen Doppelkonzerten mit Newcomern und Weltstars, den leckeren regionalen Genüssen im Jazzkulinarium, das u.a. von namhaften Winzerbetrieben mit ihrer Auswahl an hervorragenden Weinen gefördert wird.

Neben den internationalen und nationalen Stars des Jazz und dem kulinarischen Angebot, das man bereits zwei Stunden vor Konzertbeginn genießen und sich entspannen kann, sind die einzigartigen und historischen Spielorte ein besonderes Alleinstellungsmerkmal von palatia Jazz Hier konnten die Gäste bisher unvergessliche Konzerterlebnisse erfahren. In den 26 Jahren hat sich das Festival einen internationalen Ruf aufgebaut. Die Besucher kamen aus ganz Deutschland und Europa hier in die Pfalz und lernten die Region mit ihren Schönheiten kennen und lieben. Eine große Vielzahl von Wiederkehrenden sowie Stammkunden, die sich in den gut vorgebuchten Abonnements für mehrere Konzertbesuche niederschlug, war jährlich die Basis für die Umsetzung dieses Festivals.

Doch gerade diese unwiederbringlichen und einzigartigen Kulissen sind in den letzten Jahren Stück für Stück weggebrochen.

  • Die Klosterruine Limburg, die im Jahre 2025 ihr 1000 jähriges Jubiläum feiert, wird für einige Jahre in die Sanierung gehen – ob dort je wieder Konzerte mit Weltstars erlebt werden können, ist dabei offen.
  • Genauso verhält es sich mit König Ludwigs Villa Ludwigshöhe in Edenkoben. Die Villa und der Kutschenvorplatz, die sich seit Jahren in der Sanierung befinden, werden wohl erst Mitte des Jahres wieder eröffnet; wobei hier noch kein genauer Termin feststeht.
  • Die Stadt Germersheim hat sich entschlossen zukünftig ein Militärmusikfestival im Fort an Fronte Beckers umzusetzen und das gut eingeführte palatia Jazzfestival nicht weiter zu verfolgen.
  • Durch einen Ratsbeschluss der Verbandsgemeinde Herxheim bei Landau wird es im Park der Villa Wieser nur noch traditionelle, lokale Events geben. Auf Veranstaltungen von außerhalb wird man zukünftig, wie es bereits 2022 der Fall war, verzichten.
  • Ebenso verhält es sich mit der Gemeinde Dirmstein, die sich auf die Eigeninitiative ihrer Vereine stützt
  • Der Spielort Rohrbach erfährt derzeit auch eine Bauphase, die Konzertveranstaltung nicht ermöglichen.

So ließe sich diese Aufzählung noch erweitern.

Viele andere schöne Spielorte mussten in den Jahren zuvor aus dem Portfolio genommen werden, da nicht genügend Sponsoren und Fördermittel für die aufwändigen Produktionen gefunden werden konnten. Diese finanzielle Situation ist ein zusätzlicher Grund das Festival pausieren zu lassen, denn die einzigen Kooperationen, die noch mit der Stadt Neustadt und einigen Projektpartnern im Umfeld möglich gewesen wären, konnten finanziell nicht gesichert werden.

Die seinerzeit von der Bundesregierung beschlossenen, noch zur Verfügung stehenden Bundesmittel wurden nicht weiter der „Kulturbranche im Allgemeinen“ zur Verfügung gestellt, sondern wurde hiervon eine Milliarde Euro in den „Kulturfonds Energie des Bundes“ umgewidmet.
Diese Gelder stehen aber nur Kultureinrichtungen, Einrichtungen der kulturellen Bildung mit festen, geschlossenen Einrichtungen (z.B. Theater, Museen usw.) für die Kosten für Gas, Fernwärme und Strom zur Verfügung. Zudem sind rundherum Preiserhöhungen für Energie, Personal und Bühnentechnik zu verzeichnen, die an die Veranstalter wie auch palatia Jazz weitergereicht werden und derzeit ein weiterer Grund sind, denn diesen Teuerungen kann das Festivalbudget nicht nachkommen.

Zum Sommer 2022 wurde dann im Garten des Weingutes Lind schon ein „Ersatzfestival“ durchgeführt. Es litt unter einem großem Besucherschwund durch die Corona-Epidemie – und diese fehlende Rückkehr von Besuchern und Gästen wird sich vermutlich fortsetzen. Neben der Angst vor dem Eskalieren des Ukraine-Krieges, der hohen Inflation und den extrem gestiegenen Energiepreisen wird allerseits Zurückhaltung geübt, wie andere Veranstaltungen bereits jetzt deutlich zeigen. Dies alles lässt einen gesunden Neustart in 2023 nicht in Sicht kommen.

„Ein Festival wie palatia Jazz an den schönsten historischen Spielorten der Pfalz wird es in naher Zukunft wohl zumindest nicht mehr in der bisher gekannten Konzeption geben. Daher arbeiten wir derzeit an neuen Ideen. Im Vordergrund steht hierbei aber zunächst die Akquisition für neue Partnerschaften, insbesondere von Spielortpartnerschaften, um der Vielzahl treuer Festivalfans neben einem attraktiven künstlerischen Angebot auch wieder das „Wohlfühlambiente“ zu schaffen.“

Der Initiator des Festivals, die S.Y.M Kulturmanagement mit der künstlerischen Leiterin, Suzette Yvonne Moissl, macht in 2023 daher eine notwendige, kreative Pause. Ziel ist, wieder an große Besetzungen internationaler Jazzstars anknüpfen zu können, denn dieser Pfad hatte sich wegen fehlender Finanzausstattung auch verändert. Stars und Newcomer – diese Kommunikation soll auch jungen Nachwuchskünstler ein Podium geben, die langsam die internationale Festivalwelt erobern – sowie auch der palatia Jazz Youth Day dem Pfälzer Nachwuchs eine Bühne gibt. 

Sponsoren gab es in den vergangenen Jahrzehnten mit Nationalen Playern, wie BMW, Skoda und der Telekom und der Versicherungskammer Bayern. Längste Partnerschaft seit 1998 ist das Land Rheinland-Pfalz mit dem Kultursommer sowie auch LOTTO Rheinland-Pfalz. Wichtige Partnerschaften mit den beteiligten Kommunen der Spielorte müssen für die Zukunft neu geschlossen werden. 

Der Veranstalter nimmt sich die Zeit das Festival zu überdenken und an einer Evaluierung aus den Ergebnissen des jahrelang durchgeführten Monitorings zu entwickeln und nach sehr anstrengenden drei Corona-Jahren auch Zeit zu finden, Alternativen zu prüfen.


Quelle: S.Y.M | Kulturmanagement