Speyer – Das 27. Festival Speyerer Gitarrensommer steht seit über einem Vierteljahrhundert für Gitarrenmusik vom Feinsten, dargeboten von namhaften Künstlerinnen und Künstlern. Neben altgedienten „Veteranen“ treten auch Newcomer auf; unterschiedlichste Facetten der Gitarrenmusik kommen dabei zu Gehör. Die gewohnt hohe Qualität erstaunt kaum, denn schließlich zählt der Begründer und künstlerische Leiter Christian Straube selbst zur Zunft. Sechs Konzerte finden vom 10. bis 17. September 2023 im Alten Stadtsaal statt.
Kartenvorverkauf: Alle Rheinpfalz-Vorverkaufsstellen, Spei’rer Buchladen 06232/72018, Tourist-Info Speyer 06232 142392, Reservix, Reservierung: 06232 290736, kulturing@web.de Info: www.kulturing.com
Sonntag, 10.9.2023, 19.00 Uhr
Friedemann Wuttke & Lysandre Donoso: Gitarre & Bandoneon: Tango!
Beim Gitarrensommer 2022 trat der Gitarrenvirtuose Friedemann Wuttke als Solist auf. Dieses Mal nehmen sich mit Friedemann Wuttke und Lysandre Donoso zwei international anerkannte Meister ihres jeweiligen Instruments der argentinischen Musik des „Tango-Genies“ Astor Piazzolla (1921-1992) an. Lysandre Donoso gilt als Experte für die Musik Piazzollas und ist ein weltweit gefragter Bandoneonist. Schon im Alter von sechs Jahren studierte er am Konservatorium in Lyon, später dann in Rotterdam. Er hat mit zahlreichen renommierten Künstlern und Orchestern gespielt. Friedemann Wuttke, der in Stuttgart studierte, beherrscht virtuos diverse Stilrichtungen, vor allem die klassische Gitarre. Seine Konzerttourneen führten ihn in viele Länder der Welt. Gitarre und Bandoneon versprechen einen außergewöhnlich sinnlichen musikalischen Abend voll knisternder Erotik, denn genau das ist Tango!
Mittwoch, 13.9.2023, 20.30 Uhr
Jacques Stotzem: Der Meister des Fingerstyle
Hobby-Gitarristen werden gerne aufgefordert, mal ein Stück dieses Komponisten oder jener Band vorzuspielen. Jacques Stotzem, der belgische Großmeister des Fingerpicking, braucht nicht zu „covern“. Er hat sein eigenes stattliches Repertoire. Seine Kompositionen haben meist eine Geschichte in sich. Jacques Stotzem, seit vier Jahrzehnten auf internationalen Bühnen unterwegs, erklärt seine melodischen Balladen und rasanten Fingerpicking-Stücke auf sympathische Weise und mit Humor. So nimmt er sein Publikum mit auf die Reise. „Places We Have Been“ heißt sein jüngstes Album. Speyer ist einer dieser „Places“, und hier beginnt er in diesem Jahr seine neue Tournee. Stotzem spielt auf einer Martin, die seinen Namen trägt und seit 2006 als Hommage an ihn produziert wird. Und manchmal, ja manchmal covert er doch – die eine oder andere Rock-Nummer von Hendrix oder Gallagher, die er sehr hörenswert auf seine Weise interpretiert.
Donnerstag, 14.9.2023, 20.30 Uhr
Michael Sagmeister: Jazzheros
Ein Jazz-Newcomer war Michael Sagmeister, dessen Vorbilder etwa Wes Montgomery oder Pat Martino heißen, vor 45 Jahren als 19-jähriger Autodidakt mit seinem eigenen Trio beim Frankfurter Jazzfestival (1978). Seitdem hat der heutige Professor für Jazz-Gitarre an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und frühere Dozent am Berklee College of Music in Boston/USA eigentlich mit jedem gespielt, der in der Jazz-Szene Rang und Namen hat – von Wolfgang Dauner über Albert und Emil Mangelsdorff bis Attila Zoller, um nur einige deutsche Vertreter zu nennen. Über 30 CDs oder Schallplatten hat der Träger des Hessischen Jazz-Preises (2019) im Lauf der Zeit mit unterschiedlichen Musikern eingespielt. Story Board heißt sein aktuelles Album, das teilweise während der Coronazeit entstand. Darauf hat er die Instrumente selbst gespielt: eine One-Man-Band! Allerdings tritt er in Speyer mit Thomas Heidepriem (Bass) und Michael Küttner (Drums) auf, sozusagen ein Revival des „Michael Sagmeister Trios“. In Sachen Gitarre hat Michael Sagmeister längst seine eigenen Editionen (drei limitierte Modelle von FGN). Kann man als Musiker noch höhere Ehren erreichen? Eine Legende!
Freitag, 15.9.2023, 20.30 Uhr
Karim Baggili: Feuriger Flamenco und arabische Skalen und Motive
Karim Baggili, geboren 1976, vereint die arabische mit der europäischen Musiktradition – ist sein Vater doch Jordanier und seine Mutter Jugoslawin. Vielleicht folgerichtig, dass der in Belgien lebende Autodidakt (als 16-Jähriger ließ er sich von Mark Knopfler inspirieren, später dann von Paco de Lucia) heute zu den internationalen Größen des Flamencos zählt. Aber der vielfach mit internationalen Preisen Ausgezeichnete kann eigentlich noch viel mehr. Dafür sorgt schon die Leidenschaft für Musik, die in ihm steckt. Auch als Oud-Spieler lassen seine Kompositionen und Arrangements aufhorchen. Als Produzent und Komponist von Filmmusik hat sich Karim Baggili einen Namen gemacht. Sein halbes Dutzend veröffentlichte Alben weisen die großartige Bandbreite dieses Naturtalents auf; im März 2023 erscheint „Ocho Manos“, zu Deutsch „Acht Hände“: Wenn man ihm zuhört, könnte man tatsächlich auf die Idee komme, da habe einer acht flinke Hände, mit der er die sechs Saiten bedient. Begleitet wird Karim Baggili in Speyer von Youri Nanai (Bass), Etienne Serck (Percussion) und Karoline de la Serna (Gesang, Trommel).
Samstag, 16.9.2023, 20.30 Uhr
Startijenn: Traditionelle Bretonische Musik trifft Rap
Irgendwo in der Bretagne gab es mal ein Dorf voller unbeugsamer Gallier. Geblieben davon ist immerhin die bretonische Sprache (startijenn bedeutet so viel wie „energiegeladen“) und eine Musiktradition ganz eigener Art, die bei uns jeder bestimmt schon mal gehört hat (Stichwort Alain Stivell!). In ihrer Heimat ist die 1997 entstandene „Bagad“ (Instrumentalgruppe) Startienn jedem Besucher bretonischer Musik- und Kulturfestivals ein Begriff. Auch internationale Bühnen haben die „Energiegeladenen“ vielfach betreten; Tourneen führten sie nach China und Australien. Ihre Musik geht mit anderen Musikstilen und -kulturen interessante Symbiosen ein, als da wären Jazz, Rock, Punk und Raï. So vermischt auch die Instrumentierung (bretonischer Dudelsack und diatonisches Akkordeon neben Bombarde und E-Bass sowie Gitarren) traditionelle und gegenwärtige Musikrichtungen. Die Band tritt in Speyer als Quintett auf.
Youenn Roue: Bombarde und Gesang
Lionel Le Page: Binioù (Bretonische Sackpfeife) & Uilleann Pipes (Irischer Dudelsack)
Tangi Le Gall-Carré: Diatonisches Akkordeon
Tangi Oillo: Gitarre
Julien Stévenin: Bass
Sonntag, 17.9.2023, 19.00 Uhr
Laura Lootens: Das Klassik-Wunder
Das letzte Konzert des diesjährigen Speyerer Gitarrensommers ist einer Künstlerin vorbehalten, die gerne als verheißungsvolles Nachwuchstalent bezeichnet wird. Altersmäßig mag daran etwas sein, wurde Laura Lootens doch 1999 geboren und nahm mit acht Jahren erste Gitarrenstunden. Schon mit 14 studierte sie bei Franz Halász und war mit 15 eine der jüngsten Studentinnen an der Hochschule für Musik und Theater in München. Seit 2021 unterrichtet sie nun selbst dort und dürfte wiederum eine der jüngsten Dozentinnen überhaupt sein. Preise und Stipendien (des renommierten Deutschen Musikwettbewerbs) gehören bei solch einer blitzartigen Karriere natürlich dazu. Zuletzt gewann sie den Andrés-Segovia-Wettbewerb in Spanien. Aber hören wir das Wunderkind doch einmal selbst: „Es ist meine Leidenschaft, die Musik zum Leben zu erwecken, das Publikum zu packen und mitzureißen in die Weiten der Klänge. Nichts kann meine Gefühle, Ideen und Fantasien so widerspiegeln wie das Musizieren.“ Worte, die Lust auf einen intensiven, gefühlvollen und erstaunlichen Gitarrenabend machen! An diesem Abend heißt ihr Motto: „Spain meets Italy“. Gespielt werden Werke von Malats, Albeniz, Rodrigo, D’Angelo, Castelnuevo-Tedesco und Giuliani.
Über kulturing
Der Verein kulturing hat sich einen Namen als Veranstalter zweier Festivals in Speyer gemacht: dem „Speyerer Liederfest“, das im Frühjahr auf dem Plan steht, und dem „Festival Speyerer Gitarrensommer“ Mitte September. Das inzwischen deutschlandweit bekannte Gitarren-Festival bildet den alljährlichen Höhepunkt des kulturing-Kulturprogrammes. Begründer und künstlerischer Leiter ist der Gitarrist Christian Straube. Kulturing hat sich seit 1999 der Aufgabe verschrieben, anspruchsvolle Kultur nach Speyer zu bringen.
Wir freuen uns über jeden, der bei uns mitarbeiten möchte!
Quelle: Kulturen