Neustadt an der Weinstraße – Das pfälzische Neustadt, Herz der Deutschen Weinstraße, und die bayerische Landeshauptstadt: unterschiedlicher können zwei Städte kaum sein. Und doch verbindet sie auf verblüffende Weise sehr viel. Denn die Geschichte Bayerns und der Pfalz war seit 1816 eine gemeinsame. Und das gilt damit auch für diese beiden Orte.
Prägende Figur dieser ganz und gar außergewöhnlichen Liaison war Ludwig I., der sich seit 1837 König von Bayern, Herzog von Franken, Herzog in Schwaben und Pfalzgraf bei Rhein nannte.
Als dieser Ludwig am 12. Oktober 1810, damals noch Kronprinz, die evangelische Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen ehelichte, begründete seine Heirat die Tradition des Münchner Oktoberfestes. Das nunmehr 188. findet in diesem Jahr vom 16.09. – 03.10. statt. Es ist ein klug gewählter Zeitpunkt, dass einen Tag nach Beginn des diesjährigen Festes im Historischen Museum der Pfalz in Speyer die Ausstellung „König Ludwig I – Sehnsucht Pfalz“ eröffnet wurde. Sie zeigt in beeindruckender Weise, wie dieser Ludwig die Pfalz geprägt hat. Etwa durch die Gründung der Stadt Ludwigshafen, dem Bau der klassizistischen Villa Ludwigshöhe in Edenkoben, die Errichtung des westlichen Querbaus des Speyerer Doms u.v.m.
Seine Regentschaft, die mit den Jahren zunehmend konservativ-reaktionär geprägt war, führte letztendlich auch zum Aufstand der Bürger, die 1832 ihren Kampf für Demokratie und Freiheit geschickt als „Hambacher Fest“ tarnten. Seitdem gilt die Weinstadt Neustadt an der Weinstraße auch als „Wiege der deutschen Demokratie“. Gleichzeitig ist Neustadt an der Weinstraße auch der Geburtsort der schwarz-rot-goldenen Fahne in der heute gültigen Farbanordnung.
Was die Orte München und Neustadt an der Weinstraße und ihre Feste verbindet
Kommen wir zurück auf das, was diese beiden so unterschiedlichen Orte bis auf den heutigen Tag verbindet. Zum einen ist es der Wein. Selbst auf der „Wiesn“ gibt es den, in Kufflers Weinzelt. Und die Pfälzer Residenz Weinstube, direkt neben der von Ludwig initiierten Feldherrnhalle gelegen, am Beginn der nach ihm benannten Straße, ist seit Jahren eine Institution. Mehr als hundert Pfälzer Weine werden hier ausgeschenkt, darunter viele aus Neustadt und seinen Weindörfern.
Und was die beiden berühmtesten Feste dieser beiden Städte anbelangt, das Bier- und das Weinfest, selbst da gibt es erstaunliche Parallelitäten. Beide finden Ende September/Anfang Oktober statt, die Münchner Wiesn vom 16.09. – 03.10.2023 und das Deutsche Weinlesefest vom 22.09. bis 09.10.2023.
„Das Deutsche Weinlesefest ist das Oktoberfest des Weines“,
sagt Martin Franck mit einem Augenzwinkern, aber voller Überzeugung. Franck ist Geschäftsführer von Neustadts Tourist, Kongreß und Saalbau GmbH, die alljährlich das Deutsche Weinlesefest veranstaltet.
Erwartet werden auch in diesem Jahr rund viermal so viele Besucher, wie dieses Neustadt Einwohner hat. Also etwa 200.000. Diese Relation gilt, zwar in anderer Größenordnung, auch für die bayerische Landeshauptstadt. Sie zählt aktuell rund 1,5 Millionen Einwohner. Und zur Wiesn kamen in den letzten Jahren zumeist 5 – 6 Millionen feierfreudige Gäste per annum.
Und wenn die Münchner zu Recht ihre Wiesn als das größte Volksfest der Welt bezeichnen, dann kann Neustadt damit kontern, dass es eines der größten Weinfeste der Welt veranstaltet, auf jeden Fall aber eines, dessen Vielfalt und einzigartige Attraktionen keine ernsthaften Mitbewerber hat. Zudem bietet Neustadt seit 1931 etwas, was dem Freistaat längst abhandengekommen ist: echte Majestäten. Denn dieses Neustadt ist auch die Geburtsstadt der Weinköniginnen. In diesem Jahr wird im prachtvollen Saalbau am 29. September die inzwischen 75. Deutsche Weinkönigin gewählt. Und ein paar Tage später, am 6. Oktober, die nunmehr 85. Weinkönigin der Pfalz. Bei so viel royalem Glanz wird selbst ein Markus I. blass vor Neid.
Die Top-Events gibt´s live im Fernsehen – und die Wingert-Celebrities bodenständig in der Altstadt
Was für die Münchner die Bierzelte sind, das ist für die Neustadter das Pfälzer Winzerdorf „Die Haiselscher“. Ach ja, einen Umzug haben beide Fest-Orte ebenfalls. Bei den Münchnern steht er am Anfang, ist der Einzug der Wiesnwirte. In Neustadt ist der Winzerfestumzug (in diesem Jahr mit rund 100 Zugnummern), größter seiner Art in Deutschland, der krönende Abschluss. Von beiden Umzügen berichtet das Fernsehen live. In Neustadt kommt noch die Live-Übertragung vom Finale der Wahl der Deutschen Weinkönigin dazu. 2:1 für Neustadt.
Und beim Walk of Fame müssen die Münchner gänzlich passen. Hierbei vergleichen die Neustadter gerne ihren Wine Walk of Fame mit dem Walk of Fame in Hollywood, nur das im Herzen der Deutschen Weinstraße die Berühmtheiten nicht von der Leinwand, sondern aus dem Wingert stammen.
Seit 2016 werden dank einer gemeinsamen Initiative der Stadt mit dem Meininger Verlag im Rahmen der exklusiven Veranstaltung „Meininger´s Finest 100“ jedes Jahr zwei herausragende Weingüter der Welt zu Neustadter Weinlegenden ernannt, je eines aus Deutschland und eines aus der internationalen Weinwelt. Gewürdigt werden die ausgewählten Spitzenweingüter mit je einer bronzenen Bodenplatte des Bildhauers Bernhard Matthäss, die auf dem Weg zwischen dem Saalbau, dem Krönungsort der Weinköniginnen und dem Rathaus in der Fußgängerzone eingelassen sind. Auf einen Beer Walk auf Fame wartet dagegen die bayerische Landeshauptstadt bis heute…
Große Überraschung: auch Michelangelos Weingut Ittardi gibt sich in diesem Jahr auf dem Deutschen Weinlesefest die Ehre
Am 4. Oktober ist sogar das legendäre Weingut Nittardi zu Gast. Im 16.Jahrhundert gehörte es dem weltbekannten Renaissancekünstler Michelangelo Buonarroti. Seit 1981 sind der Frankfurter Verleger und Galerist Peter Femfert und seine Frau Stefania Canali, eine Historikerin aus Venedig, die Eigentümer. Am Abend des 4. Oktober können die Gäste im historischen Spiegelpalast „Bon Vivant“ auf dem Hetzelplatz sechs Weine von Nittardi verköstigen. Peter Femfert wird dabei das Weingut, die Weine und seine Kunst vorstellen. Tickets für diesen exklusiven Abend gibt es für 27,00 € im Neustadter Online-Vorverkauf (neustadt.eu/nittardi) oder bei der Neustadter Tourist-Info.
Denn international bekannt sind die Nittardi-Weine auch durch die einzigartigen Künstleretiketten. Begründet wurde diese Tradition im Jahre 1981 durch ein toskanisches Motiv von Bruno Bruni. Seitdem haben, als Hommage an Michelangelo, dem illustren Vorbesitzer von Nittardi, namhafte Künstler wie Hundertwasser, Dario Fo, Günter Grass oder Allen Jones und Yoko Ono diese einzigartige Sammlung an Weinetiketten bereichert. Vom 8. März bis 1. April 2024 kann diese beeindruckende Künstleretiketten-Sammlung in einer Sonderausstellung im Museum Villa Böhm in Neustadt an der Weinstraße bestaunt werden.
Übrigens: Nittardis Chianti Classico wurde vom Weinmagazin FALSTAFF gar zum Besten des Jahres 2020 gekürt.
Musik – in Münchner Zelten durch Bier verträglich, in Neustadt durch Wein noch genussreicher
Bleiben wir bei der Kultur, bei der Musik. In München, in den Festzelten, ist diese Live. In Neustadt, im Spiegelpalast Bon Vivant und auf der RPR1 Bühne im Winzerdorf Haiselscher ebenso. In München wird die Musik mit reichlich Bier verträglich. In Neustadt steigert der Wein noch den musikalischen Genuss.
Denn Wein- und Musik-Genuss ergänzen sich beim w.i.n.e.FESTival (28.9. – 8.10.) auf dem Hetzelplatz und im Weindorf kongenial. Zu den ebenso beliebten wie renommierten Interpreten zählen in diesem Jahr u.a. Vinolectro, das Sunset-Session-Trio, DJ Johnny Lamar, GISELLA, das Antonio Siena Duo und das Jazz-Duo Silent Breeze, das Olivier-Franz-Quintet u.v.m.
Wenn in München die Wiesn schließt, feiern die Neustadter auf äußerst prickelnde Weise den Tag der Deutschen Einheit
War es das jetzt mit dem feierlaunigen Vergleich dieser beiden Orte? Nicht ganz. Denn auch Neustadt hat einen bunten Jahrmarkt samt Riesenrad. Und wenn am 3.10. die Bayern ihre Festzelte schließen, dann feiern die Neustadter den Tag der Deutschen Einheit mit ihrem perlenprickelnden Sparkling Wine-Day (mit über 100 Sekten, Champagnern, Crémants, Cavas u.a.). Zudem wird vier Tage später noch die legendäre Weinbruderschaft der Pfalz ihre inzwischen 57. Große Pfalzweinprobe zelebrieren.
Und jetzt noch ein Schlusswort vom berühmten Karl Valentin…
Na, und beim Festwetter, da halten es die Neustadter wie der Münchner Karl Valentin: „Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“
Aber wer redet in der „Toskana des Nordens“, im Herzen der Deutschen Weinstraße, schon vom himmlischen Nass, wenn der himmlische Rebensaft, der durch die Kehle rinnt, schon alle Sinne für sich vereinnahmt…
Weitere Informationen und Tickets zum w.i.n.e.FESTival gibt es bei der Tourist, Kongreß & Saalbau GmbH Tourist-Information Hetzelplatz 1 | 67433 Neustadt an der Weinstraße E-Mail: touristinfo@neustadt.eu | Telefon: 06321-9268-0 Website: www.neustadt.eu/weinlesefest
Quelle: Tourist, Kongress und Saalbau GmbH, gika-press Giesbert Karnebogen