Ludwigshafen – In Selbstdarstellungen gewähren Künstler den Betrachtern oftmals einen intimen Einblick in die Wahrnehmung ihres Selbst. Im Besonderen in den Werken, die unseren Blick erwidern, wird eine emotionale Verbindung zwischen Bildwelt und der Welt der Betrachtern aufgebaut. Die Augen können dabei zum Spiegel der Seele werden und lassen uns in deren Innerstes schauen. Mit der Ausstellung „Intime Blicke“ in seiner Reihe „Kabinettstücke“ greift das Wilhelm-Hack-Museum vom 11. November 2023 bis 4. Februar 2024 dieses Thema auf.
Im 19. Jahrhundert wird der Innenraum zur Metapher für Innerlichkeit. In zahlreichen Darstellungen werden dort zumeist Frauen beim Lesen, Nähen, mit einem Kind oder bei der Toilette gezeigt. Das Interieur ist weiblich konnotiert, der Blick darauf ist jedoch meist ein männlicher. Oftmals scheinen sich die Protagonistinnen dem voyeuristischen Betrachterblick – der zu dieser Zeit als beinahe ausschließlich männlich gelesen werden kann – nicht bewusst zu sein. Dabei ist es die Intimität des gewählten Augenblickes, die die Betrachter unmittelbar anspricht und damit eine emotionale Verbindung entstehen lässt. Im Besonderen in den Aktdarstellungen legitimiert der Innenraum zudem die Nacktheit. Im Expressionismus ist diese Legitimierung nicht mehr notwendig und der Akt in der Natur wird zu einem beliebten Motiv – das voyeuristische Moment verschwindet jedoch nicht aus den Darstellungen.
Die Ausstellung präsentiert Werke unter anderem von Max Beckmann, Pierre Bonnard, Lovis Corinth, Maurice Denis, Otto Ditscher, Kees van Dongen, Jean-Louis Forain, Senta Geißler, Erich Heckel, Maria Herbig, Karl Hofer, Ernst Ludwig Kirchner, Käthe Kollwitz, Max Liebermann, August Macke, Franz Marc, Henri Matisse, Jean-François Millet, Edvard Munch, Max Pechstein, Pablo Picasso und Hans Purrmann.
Quelle: Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen