Ludwigshafen – Deutlich sichtbar werden ab Ende Januar 2024 die Arbeiten für den Bau der neuen Brücke an der Hochstraße Süd. Ein spezielles Drehbohrgerät wird sich von Osten nach Westen vorarbeiten und insgesamt 170 Bohrpfähle auf einer Strecke von 530 Metern setzen. „Wir sind im Plan“, betont Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck. Anfang 2026 soll die komplette Hochstraße Süd mit der neuen Brücke und der dann ebenfalls modernisierten Weißen Hochstraße wieder für den Verkehr freigegeben werden.
Begonnen wird nun im Bereich des Faktorhauses. Kernstück der anstehenden Arbeiten ist ein eigens auf Pfahlarbeiten spezialisiertes Bohrgerät. Voraussichtlich in der Nacht zum 16. Januar wird es per genehmigungspflichtigem Schwertransport in Ludwigshafen ankommen. Experten von Baufirma und Bauprojektgesellschaft (BPG) Ludwigshafen begleiten den Transport des Bohrgeräts von der Mundenheimer Straße aus Richtung Faktorhaus. Dort wird es in den darauffolgenden Tagen montiert; am Ende erreicht es eine Höhe von rund 26 Metern. Gebohrt wird dann bis zu einer Tiefe von 20 Metern mit einem Durchmesser von 1,5 Metern. Die Drehzahl des Bohrantriebes beträgt 37 Umdrehungen pro Minute. Rund ein Jahr wird es dauern, bis die Bohrpfahlarbeiten abgeschlossen sind. Auf den Bohrpfählen werden massive Fundamentplatten hergestellt. So entstehen die sicheren Gründungen der neuen Brücke.
Bohrpfahlarbeiten sind ein wichtiger Bestandteil im Bauwesen, insbesondere bei der Erstellung von tiefen Fundamenten für Strukturen wie Brücken oder Hochhäuser. Dieses Verfahren wird vor allem dann eingesetzt, wenn herkömmliche Gründungsmethoden wie Flachgründungen bei hohen Lasten oder schlechter Baugrundqualität an ihre Grenzen stoßen. Bei diesem Verfahren werden die Fundamente durch Tiefbohrungen von unten gestützt. Dadurch entsteht eine solide Konstruktion, die hohe Lasten von der Brücke in tiefe, tragfähige Schichten des Bodens weiterleitet und somit die Lasten der Brücke und des Verkehrs besser verteilt.
Stadtverwaltung und Bauprojektgesellschaft werden alle umwelttechnischen Aspekte während den Bauarbeiten berücksichtigen und überwachen. Sollte es – je nach Art der Arbeiten – zu größeren Staubentwicklungen kommen, werden diese durch eine Berieselung mit Wasser gebunden. Die Lärmbelastung während den gesamten Arbeiten wird sich innerhalb der zulässigen gesetzlichen Grenzwerte bewegen. Dafür setzen die Baufirmen geräuscharme Bauverfahren ein.
OB Steinruck: Ludwigshafen leistet Kraftakt für die Region
„Eine komplett neue Brücke mitten in der dicht besiedelten Innenstadt zu bauen, ist ein logistischer und technischer Kraftakt. Die anstehenden Arbeiten stellen einen echten Meilenstein beim Wiederaufbau der kompletten Hochstraße Süd dar, und wir freuen uns, dass alle Arbeiten im Zeitplan sind. Die Arbeiten werden insbesondere mit Blick auf die Anwohnerschaft so schonend wie möglich stattfinden, aber ganz ohne Lärm und Staub kann man ein solches Bauvorhaben nicht umsetzen. Wir bitten daher bereits jetzt alle Anlieger der Großbaustelle um Verständnis und Geduld. Auch der Abriss der Pilzhochstraße war ein Kraftakt, den wir gemeinsam gemeistert haben – durch Transparenz, Zugewandtheit und Dialog. So wollen wir auch den Bau der neuen Brücke angehen.“
Die Anwohnerschaft werde – je nach Fortgang der Bauarbeiten – regelmäßig informiert, sei es durch Anschreiben, sei es durch die Einladung zu Baustellenrundgängen. Mit Dieter Jung ist ein bekannter Ansprechpartner wieder vor Ort, der sich in bewährter Manier um Anliegen aus der Anwohnerschaft kümmert.
„Als Kämmerer freue ich mich natürlich auch, wenn die Arbeiten sowohl was den Ablauf betrifft als auch wirtschaftlich im Plan sind. Angesichts dieser Größenordnung, die hier für die ganze Region, deren Wirtschaft und Industrie investiert wird, sind wir froh, dass die Förderzusagen von Bund und Land stehen. Aber klar ist auch, dass das Vorhaben nicht nur planerisch und technisch, sondern auch finanziell ein Kraftakt für Ludwigshafen ist.“
Beigeordneter und Kämmerer Andreas Schwarz
„Wir bauen hier für die ganze Region und investieren in eine zentrale Verkehrsachse. Gleichwohl denken wir die Anforderungen der Verkehrswende mit und wollen in einem weiteren Schritt den Radweg für Pendler bauen, der unter der Hochstraße Süd entlangführen und den Hauptbahnhof mit der Konrad-Adenauer-Brücke verbinden wird. Ich bin dankbar, dass der Stadtrat uns dafür im November grünes Licht gegeben hat, damit wir weiter planen können. Während dies geschieht, nehmen die Arbeiten für den Bau der neuen Brücke weiter Fahrt auf und gleichzeitig modernisieren wir die Weiße Hochstraße, die ebenfalls ein Teilstück der Hochstraße Süd ist. Auch hier beginnen die Arbeiten bereits jetzt im Januar und werden Ende 2025 abgeschlossen sein. Mein Dank gilt den Mitarbeitern der Bauverwaltung und der Bauprojektgesellschaft für ihre wirklich großartige Arbeit.“
Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt
Damit die Bohrarbeiten pünktlich beginnen konnten, haben Bauprojektgesellschaft und Baufirmen das große Baufeld entsprechend herrichten müssen. Dazu gehörten der Rückbau der alten Fundamente, die Einrichtungen der Baustelle, das Verlegen von Leitungen zur Baustelle und am Faktorhaus unter Mitwirkungen der Technischen Werke Ludwigshafen (TWL) und des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (rnv) oder das Aufstellen des Bauzauns. Zudem wurden mehr als 1.800 Kampfmittelsondierungen mit einer Gesamtbohrlänge von rund 19.000 Metern getätigt.
Modernisierung der Weißen Hochstraße startet ebenfalls
„Jetzt geht es spürbar voran: Der Wiederaufbau der Hochstraße Süd hat begonnen, wir haben so schnell, wie es innerhalb des gesetzlichen Rahmens möglich war, geplant. Jetzt geht es ans Umsetzen. In zwei Jahren soll die Hochstraße Süd wieder komplett befahrbar sein. Wir haben unter herausfordernden Bedingungen ein außergewöhnliches Finanzierungspaket mit Bund und Land für das gesamte Hochstraßenprojekt geschnürt. Nach Jahren der Planung starten wir 2024 konkret auch mit dem Bau der Helmut-Kohl-Allee: Im Frühjahr beginnen die Arbeiten an der neuen Westbrücke. Im Sommer starten wir ein Werkstattverfahren für die Entwicklung des neuen Stadtquartiers, dessen Voraussetzung die Helmut-Kohl-Allee als ebenerdige Straße ist. All dies werden wir, wie auch in der Vergangenheit, miteinander und im Dialog angehen. Mein Dank gilt allen, die uns auf diesem Weg bisher begleitet haben – all den Menschen aus der Bürgerschaft, der Politik, seitens der Region und deren Wirtschaft und Industrie, seitens des Bundes und des Landes. Mein besonderer Dank gilt den Anwohnern jetziger und künftiger Baustellen rund um die Hochstraßen für Verständnis und Geduld sowie allen Mitarbeitern der Stadtverwaltung und der Bauprojektgesellschaft, dass sie sich dieser so besonderen Aufgabe mit so viel Motivation und Professionalität annehmen.“
Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck
Während im Osten die Fundamente für die neue Brücke gesetzt werden, startet parallel und in direkter Nachbarschaft die Modernisierung der Weißen Hochstraße. Anfang Januar wurde bereits das Baufeld übergeben. Die Modernisierungsarbeiten beginnen im Bereich der Berliner Straße und verlaufen weiter in Richtung Hauptbahnhof. Dazu gehören: Die Erneuerung der Entwässerung und Fahrzeug-Rückhaltesysteme, der Austausch der Brückenlager, die Erneuerung von Fahrspuren, Gesimskappen und Geländern, die Betoninstandsetzung sowie die Ertüchtigung und Verstärkung der Brücke an vielen Stellen. Dafür werden Schadstellen, Kappen und Hohlkästen instandgesetzt sowie Abdichtungsarbeiten vorgenommen. Damit soll die Brücke auch künftig den hohen Belastungen durch das erwartete Verkehrsaufkommen mit immer schwerer werdenden Autos und Lastwagen Stand halten.
Zahlen und Fakten:
Die technischen Daten der neuen Brücke an der Hochstraße Süd (Ersatzneubau):
- Länge: beidseitig 530 Meter zuzüglich Rampen
- Fläche: 12.600 Quadratmeter
- Konstruktion: 18 Pfeilerreihen mit 43 Pfeilern, 5 Widerlager auf 39 Fundamenten
- Material: 20.500 Kubikmeter Beton, 3.100 Tonnen Bewehrungsstahl, 570 Tonnen Spannstahl.
Gesamtkosten Hochstraße Süd (Ersatzneubau und Modernisierung Weiße Hochstraße):
- Baukosten: circa 120 Millionen Euro
- Abrisskosten 7 Millionen Euro
- Planungskosten 12 Millionen Euro (Planungskosten werden nicht gefördert.) Anteil der Stadt Ludwigshafen: circa 31 Millionen Euro (19 Millionen Euro Baukosten plus 12 Millionen Euro Planungskosten). Anteil von Bund und Land: 108 Millionen Euro.
Quelle: Stadt Ludwigshafen