Ludwigshafen – Trotz der Streichung der Zuschüsse wird Helmut van der Buchholz auch 2024 wieder öffentliche und kostenfreie Führungen durch Ludwigshafen anbieten. Dabei liegt inzwischen der Schwerpunkt auf der Thematik: Wo in der Stadt gibt es bereits Punkte, auf die man aufbauen kann? Und wo sollte dringend etwas getan werden?
Schließlich gibt es für die Innenstadt seit rund anderthalb Jahren das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK), in dem einige Projekte für eine positive Zukunft der Stadt aufgezeigt werden. An diesen Punkten soll nun angeknüpft werden, um zu schauen, ob und wie es die Stadt schaffen kann, aus dem Schlamassel der ständigen Krisen herauszukommen.
Von Seiten der Stadtverwaltung Ludwigshafens wurde mitgeteilt, dass es 2024 keine städtische Förderung geben werde, da „andere Projekte den Kernthesen und Kriterien der Ausschreibung für den Kultursommer in noch höherem Maße gerecht werden.“ Nach den Debatten der letzten Jahre gibt es aber gute Gründe, zu vermuten, dass kritische Veranstaltungen künftig weniger Förderung erhalten sollen als solche, die die Stadt in einem guten Licht darstellen. Ob ein solches Vorgehen die Stadt Ludwigshafen attraktiver machen wird darf bezweifelt werden.
Um dem Verdacht entgegenzutreten, er mache diese Touren nur des Geldes wegen, hat sich Helmut van der Buchholz entschlossen, seine Stadtführungen dann eben ohne städtische Förderung durchzuführen. Auch wenn (oder gerade weil) diese nicht mehr gut genug für den Kultursommer sind…
Sieben Touren, die auf die Einzigartigkeit der Stadt mit all ihren besonderen Umständen hinweisen und LU aus dem Einheitsbrei deutscher Innenstädte deutlich herausheben. Im besten Fall entwickeln die Teilnehmer der Touren eigene Ideen und Gedanken über die Stadt und bringen diese aktiv in die öffentliche Diskussion ein. Denn eine andere Stadt ist möglich. Aber dazu muss man sie zumindest auch wollen.
Helmut van der Buchholz lebt seit Anfang der 1960er Jahre in Ludwigshafen, hat einen Gesellenbrief als Bildhauer und ein Diplom für Architektur und Städtebau und kennt sich die Stadt mit ihren Eigenheiten recht gut. Seit 2018 führt er große und kleine Gruppen mit seinen etwas anderen Touren durch die erweiterte City. Dabei geht es auch um die Frage, wie denn Begriffe wie „hübsch“ und „hässlich“ in unseren Köpfen entstehen und was man tun kann, um der Stadt wieder mehr Selbstbewusstsein zu geben.
Für 2024 gibt es nun ein zwölfseitiges Programmheft und eine einseitige Kurzversion als Plakat, die unter helmut@helmutvan.de angefordert werden können.
Die Touren sind jeweils auf ca. zwei Stunden ausgelegt, kosten die Teilnehmer kein Geld und finden bei (fast) jeder Witterung statt. Eine anschließende Einkehr mit Raum für Diskussionen ist möglich. Eine Anmeldung zu den Touren ist nicht erforderlich, aber über helmut@helmutvan.de möglich.
Falls sich für das Projekt dieser Stadtführungen andere, bisher ungeahnte Möglichkeiten der Förderung ergeben sollten, steht Helmut van der Buchholz diesen durchaus aufgeschlossen gegenüber. Sollten diese Förderungen die (bisher jährlichen) 1.350,- € übersteigen, wird das überschüssige Geld für die Touren 2025 vorgemerkt. Oder es wird an die Stadt Ludwigshafen zur Ermöglichung kritischer Kulturveranstaltungen gespendet.
Programm
- 13.06., 18:00 Uhr – Noch mehr Beton (zu Fuß) Start am Rheinufer, Höhe Berliner Platz
Ohne Beton geht es nicht, so heißt es, und tatsächlich fällt es schwer, sich das komplette Hochstraßensystem in Ludwigshafen ohne den grauen Werkstoff aus Kies, Zement und Eisen vorzustellen.
Zum Beginn der diesjährigen Touren geht es vom Rheinufer, wo eine Treppe den Weg in den Fluss ermöglicht, bis hin zum Posttunnel, den man über eine Rampe erreichen kann. Auf dem Weg dorthin geht es entlang der sich ständig wandelnden Baustelle für die Hochstraße Süd, mit einer Ahnung, wie die ungewisse Zukunft dieser Strecke denn einmal aussehen könnte. Diese Ahnung gilt es im Kopf zu bewahren, um sie ein paar Jahre später mit dem zu vergleichen, was dann daraus geworden ist. - 20.06., 19:00 – Open Art 10 (mit dem Rad) Start am Eingang Museumsgarten neben dem Hackmuseum
Die Tour zur Kunst im öffentlichen Raum. Um nicht immer nur die dunklen Seiten der Stadt zu präsentieren, gibt es einmal im Jahr eine Führung durch die Innenstadt zur Kunst. Neben den bekannten Highlights werden auch manch unbekannte Beispiele gezeigt, die (zu Unrecht?) ein Schattendasein im Verborgenen fristen. Und da es im letzten Jahr zu Fuß durch die Stadt ging, wird man diesmal wieder mit dem Fahrrad zur Kunst durch die erweiterte Innenstadt flanieren. Garniert wird die Spazierfahrt mit Blicken in die Geschichte der Stadt. Entwicklungen, die geplant waren, aber dann anders kamen als vorgesehen und Kunst, die mittlerweile dem Fortgang der Realität weichen musste. Und ein paar Gedanken darüber, warum das alles so gekommen ist. - 24.06., 18:00 – Seltsame Dinge (zu Fuß) Start im Bürgerhof
Ein Sammelsurium von Orten und Un-Orten in der Stadt, die oft anders gedacht waren als das, was dann aus ihnen geworden ist. Aber das macht ja den Reiz vieler Innenstädte aus: Ein ständiges Nebeneinander von Geschichten, Einflüssen und Abhängigkeiten, die sich dann zu dem formen, was wir heute entdecken und erleben.
Begleitet von Geschichten, die zwischen „frei erfunden“ und „gewissenhaft recherchiert“ viel Platz lassen für eigene Phantasie geht es zu Kunstwerken, die einfach verschwunden sind, zu leeren Bauzäunen, die seit einer gefühlten Ewigkeit einfach ohne Sinn herumstehen, und zu Orten, wo es die Ideen bereits durch die Planung geschafft haben, aber die Realisierung auf sich warten lässt. - 11.07., 18:00 – Nebenan isses auch nicht besser (mit dem Fahrrad) Start am Berliner Platz
Bei jeder Ausgabe von Germany’s Ugliest City Tours wurde darauf hingewiesen, dass sich dieses Prinzip auf fast jede Großstadt anwenden lässt. Deshalb gibt es dieses Jahr einen Ausflug in die Mannheimer Innenstadt, wo es auch einiges zu entdecken gibt, das in eine „Ugliest City Tour“ passt.
Auch Mannheim hat nicht nur niedliche Schönheiten vorzuzeigen, sondern hat wie Ludwigshafen eine Tradition als Industriestadt. Jenseits der Hochglanzfassaden gibt es auch auf der anderen Rheinseite Bauwerke und Plätze, über die manche ganz gern den Mantel des Vergessens hängen würden. In den Quadraten, im Jungbusch oder im Hafengebiet muss man nicht lange suchen, um auch in Mannheim fündig zu werden, denn fragwürdiger Geschmack kennt keine Landesgrenzen. Und vielleicht ist der eine oder die andere am Ende ganz froh, wieder in Ludwigshafen zu sein… - 25.07., 19:00 – Positive Utopien (zu Fuß) Start am Lichttor vor dem Rathaus-Center
Immer nur meckern kann fast jeder. Konstruktive Vorschläge zu machen ist die höhere Kunst, wenn es gilt, über die Zukunft der Stadt zu streiten. Denn es ist keineswegs so, dass der aktuelle Status Quo der Ludwigshafener City gottgegeben, vollkommen alternativlos ist oder gar die beste aller Lösungen darstellt.
Bei dieser Tour geht es zu ausgewählten Orten in der Stadt, an denen Ideen entwickelt werden, wie es denn besser sein könnte. Und zu Punkten, wo es bereits Ideen gibt, die es (noch?) nicht in die öffentliche Diskussion geschafft haben. - 12.09., 18:00 – Der Koloss von Ludwigshafen (mit dem Rad) Start am Ernst-Bloch-Zentrum
Noch knapp sechs Jahre dauert es bis zum 100. Geburtstag des (gefühlt) ewigen Kanzlers. 2023, im letzten Jahr haben sich die Touren erstmals dem Thema Helmut Kohl gewidmet, auch wenn dieser in der Öffentlichkeit mehr als „der Oggersheimer“ als „der Ludwigshafener“ wahrgenommen wird. Auf vielfachen Wunsch geht es noch einmal entlang der Stationen aus dem Leben von Helmut Kohl – Jugendjahre, Schule, Sauna, CDU-Zentrale, Kommunalparlament, bis hin zur Marbacher Straße in Oggersheim. Das Leben des langjährigen Bundeskanzlers hat in Ludwigshafen zahlreiche Spuren hinterlassen, auch wenn sich hier manche immer noch schwer tun mit seinem Erbe. - 23.09.. 18:30 – Stadt im Wandel? (zu Fuß) Start am Danziger Platz, am (ehemaligen) Brunnen
Die klassischste aller „Germany’s Ugliest City Touren“ entlang der ersten Stadtführung von 2018 (soweit dies noch möglich ist), auf der sich inzwischen manches geändert hat und sich auch ständig weiter ändert. Mit einem Ausblick in eine Zukunft, für die es gilt, sie als Bürger mitzugestalten, sich aktiv einzumischen und die Alternativlosigkeit der geplanten Maßnahmen zu hinterfragen. Denn genau genommen sind auch die Touren zu den (mutmaßlich) schlimmsten Orten der (angeblich) hässlichsten Stadt Deutschlands eine Art Weltwunder: Eine Tour, die keinerlei Schönheit verspricht und dennoch ein großes gut gelauntes Publikum erreicht. Der Klassiker der Germany’s Ugliest City Tours soll auch weiterhin erhalten bleiben. Damit die großen Veränderungen der Innenstadt im Laufe der Jahre auch erkannt werden. Und damit das Loch am Berliner Platz als wahre Konstante in der City die Würdigung erhält, die es verdient…
Die Touren sind jeweils auf ca. zwei Stunden ausgelegt, kosten kein Geld und finden bei (fast) jedem Wetter statt. Eine anschließende Einkehr mit Raum für Diskussionen ist möglich. Eine Anmeldung zu den Touren ist nicht erforderlich, aber über helmut@helmutvan.de möglich. Falls sich für das Projekt der Stadtführungen andere Möglichkeiten der Förderung ergeben sollten, steht Helmut van der Buchholz diesen aufgeschlossen gegenüber. Sollten diese 1.350,- € übersteigen, wird das überschüssige Geld für die Touren 2025 vorgemerkt. Oder es wird an die Stadt Ludwigshafen zur Ermöglichung kritischer Kulturveranstaltungen gespendet.
Quelle: Helmut van der Buchholz