Kaiserslautern – Am Freitag, 09. August 2024, wurde das 150-jährige Bestehen des Kaiserslauterer Hauptfriedhofs mit einer Gedenkfeier in der Friedhofskapelle gewürdigt. Eine Talkrunde und die Präsentation einer neuen Schautafel standen auf dem Programm, das Organistin Olga Rerich an der Orgel und am Klavier musikalisch begleitete. Anschließend konnten die etwa 60 geladenen Gästen zu Gesprächen zusammenkommen und an zwei Führungen über den Friedhof teilnehmen.
„Als bekennende Liebhaberin unseres Hauptfriedhofs möchte ich auf einige Besonderheiten des Areals eingehen und Dankesworte aussprechen“,
eröffnete Oberbürgermeisterin Beate Kimmel die Feierstunde. Sie ging auf den Löwenbrunnen, den Hussong-Pavillon sowie auf die Grabmäler bedeutender Persönlichkeiten ein und dankte all denjenigen, die sich für deren Pflege und Erhalt einsetzten.
„Mein Dank gilt auch den Vereinen, die sich um die Sternenwiese für totgeborene Kinder, die Kriegsgräberstätten, das deutsch-amerikanische Kindergrabfeld und die Areale für Menschen nicht-christlichen Glaubens kümmern.“
Oberbürgermeisterin Beate Kimmel
Nicht zuletzt sei auch dem Referat Grünflächen zu danken, das für den gut gepflegten und schön gestalteten Friedhof sorge.
Mit dem „Friedhof 2.0 – 3.0“, einem Kunstprojekt des Kaiserslauterer Fotografen Thomas Brenner, sprach die Oberbürgermeisterin ein Projekt an, das sie als ehemalige Bürgermeisterin von Anfang an begleiten durfte. Damit sollte Tod und Trauer über Kunst, Musik und Lesungen mitten ins Leben getragen werden. Auch der neue Himmelsbriefkasten des Hospizvereins, in den Trauernde ihre Nachrichten an Verstorbene einwerfen können, knüpfe daran an.
„Dieses sympathische Projekt trägt dazu bei, den Friedhof mehr zu öffnen und hilft Menschen, ihre Trauer aufzuarbeiten.“
Zum Nachdenken regte Beate Kimmel die Gäste an, als sie eine Gedenktafel des Deutschen Soldatenfriedhofs in der Partnerstadt Saint-Quentin zitierte: „Die Toten dieses Friedhofs mahnen zum Frieden.“ Ein Satz, der gerade vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens bedeutungsschwer nachhallte.
Thomas Linnertz, Präsident der ADD Trier, ging anschließend auf die Geschichte des Kaiserslauterer Hauptfriedhofs ein. Dieser sei aber nicht nur ein Ort Geschichte, der Trauer und des Gedenkens, sondern auch ein Ort der Kultur, der Natur und der Erholung. Der Friedhof sei eine der schönsten Anlagen, die er kenne.
An der darauffolgenden Talkrunde nahmen Marina Nikiforova, Geschäftsführerin der jüdischen Kultusgemeinde, Pfarrer Andreas Keller von der katholischen Kirchengemeinde Kaiserslautern, Pfarrer Max Eisfeld von der protestantischen Kirchengemeinde Kaiserslautern sowie der Beigeordnete und Grünflächen-Dezernenten Manuel Steinbrenner teil. Die Moderation übernahm die Journalistin Barbara Scheifele. In den kurzen Gesprächen ging es um den jüdischen Friedhof, die sich wandelnde Bestattungskultur und die parkähnliche Anlage vor dem Hintergrund des Klimawandels. Alle Teilnehmer der Talkrunde waren sich einig, dass der Kaiserslauterer Hauptfriedhof mit der naturnahen Anlage und seiner Interreligiosität einer der schönsten Friedhöfe sei. Damit sei er ein vielseitiger Ort des Gedenkens und der Begegnung für alle Menschen.
Zum Abschluss der Feierstunde präsentierten Gerhard Prottung, Leiter des Referats Grünflächen, und sein Team eine neu gestaltete Schautafel. Dieser Plan des Friedhofgeländes, auf dem besondere Orte markiert sind, soll Besucherinnen und Besuchern zur Orientierung dienen. Der Geländeplan wird zukünftig auch online verfügbar sein.
Der Hauptfriedhof in Kaiserslautern. Mit etwa 5.000 Bäumen auf 55 Hektar ist er der Hauptfriedhof der größte Park in Kaiserslautern, der einen Lebensraum für Tiere und Insekten bietet. Keimzelle des Hauptfriedhofs war der jüdische Friedhof, um den der christliche Friedhof errichtet wurde. Vor 150 Jahren, am 02. August 1874, wurde mit der Beisetzung eines Schlachthausaufsehers der Hauptfriedhof in Kaiserslautern eröffnet.
Im Jahr 1892 erfolgte die erste Erweiterung des Hauptfriedhofs nach Plänen des Stadtbauamtes. Die jüdische Gemeinde gestattete damals, den jüdischen Friedhof auf allen Seiten vom Hauptfriedhof zu umschließen. Wegen Platzbedarfs gibt es seit 2009 ein neues Friedhofsfeld für die jüdische Kultusgemeinde.
Im Jahr 1909 legte der bekannte Stadtbaumeister Hermann Hussong den Plan zu einer umfangreichen Erweiterung des Hauptfriedhofs vor. 1912 wurde nach diesen Entwürfen mit der Anlage des Waldfriedhofs begonnen. Dieser schließt mit Ringwegen, einem Hauptweg und einer Vielzahl von Nebenwegen an den älteren Hauptfriedhof an. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde nordwestlich an den Waldfriedhof ein Feld für Kriegsgräber angeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Ehrenfriedhof neugestaltet, erweitert und 1953 eingeweiht.
Auf dem Hauptfriedhof sind nicht nur Gebäude, sondern auch Grabmäler mit stadtgeschichtlicher oder künstlerischer Bedeutung zu finden. Die Denkmalzone umfasst den älteren Teil des Friedhofs, der bis 1918 angelegt wurde und noch von der ursprünglichen Sandsteinmauer umschlossen ist. Die meisten dort stehenden Grabmäler sind aus dem späten 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Vor allem in dem alten Teil des Friedhofs neben der Trauerhalle sowie auf dem Waldfriedhof befinden sich etliche Gräber von bekannten Bürgerinnen und Bürgern sowie von Unternehmern aus Kaiserslautern.
Quelle: Stadt Kaiserslautern