Berlin – Eine blühende Wiese, ein sonniger Tag – und ein aufmerksamer Blick in die Natur. Was nach Idylle klingt, ist ein wertvoller Beitrag für Wissenschaft und Naturschutz. Seit 20 Jahren ist das Tagfalter-Monitoring des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) ein zentraler Pfeiler der Biodiversitätsforschung und Citizen Science in Deutschland. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer erfassen systematisch die Schmetterlingsbestände und liefern damit eine Datengrundlage, die weit über Deutschland hinaus Bedeutung hat.
Seit dem Start im Jahr 2005 wurden auf 1.620 festgelegten Zählrouten über 4,3 Millionen Tagfalter gezählt. Für 82 Schmetterlingsarten konnte ein Bestandstrend ermittelt werden – mit alarmierenden Ergebnissen: Fast 44 Prozent der untersuchten Arten nehmen ab. Während 18 Arten wie der Große Fuchs und der Schachbrettfalter zunehmen, sind 36 Arten wie der Rostfarbene Dickkopffalter und der Hauhechel-Bläuling stark gefährdet. Diese Zahlen unterstreichen die große Dringlichkeit wirksame Schutzmaßnahmen zügig in die Umsetzung zu bringen.
Anlässlich des Jubiläums am 15. März betont NABU-Insektenexpertin Dr. Laura Breitkreuz die große Bedeutung des Projekts:
„Jede Schmetterlingsbeobachtung zählt – und hilft, unsere Natur zu schützen. Dank der engagierten Ehrenamtlichen erhalten wir ein genaueres Bild davon, wie es den Tagfaltern in Deutschland und damit unserer Natur geht. Angesichts des fortschreitenden Verlustes der biologischen Vielfalt ist dies wertvoller denn je. Die gesammelten Daten fließen in einen europaweiten Index ein, den EU Grassland Butterfly Index, der zeigt, wie es wirklich um unsere Wiesen und Weiden bestellt ist – und der leider einen besorgniserregenden Negativtrend offenbart. Doch ohne konkrete politische Maßnahmen bleibt dieses Wissen ungenutzt.”
Dr. Laura Breitkreuz
Derzeit erstellt die Bundesregierung mit den Bundesländern den Nationalen Wiederherstellungsplan. Auch die Verbesserung des Grünlandschmetterlingsindex durch steigende Populationstrends von Schmetterlingsarten ist darin adressiert und besonders wichtig. So wurde Deutschland erst kürzlich von der EU wegen mangelnden Grünlandschutzes im Rahmen eines Vertragsverletzungsverfahrens verurteilt – ein deutliches Zeichen für den dringenden Handlungsbedarf. Der NABU fordert daher stärkere Anstrengungen und wirksame Maßnahmen für die Förderung und den Erhalt dieser beliebten Arten und ihrer Lebensräume. Mit seiner hohen Aussagekraft und etablierten Datenerfassung durch das Tagfaltermonitoring des UFZ stellt der Index hierfür eine kostengünstige Möglichkeit dar, die Wirksamkeit von Wiederherstellungsmaßnahmen zu überprüfen.
Quelle: NABU