Rheinland-Pfalz – Der Kultursommer Rheinland-Pfalz 2022 ist beendet, Kulturministerin Katharina Binz und Teneka Beckers, Gesamtleiterin des Kultursommers, haben heute im Rahmen einer Pressekonferenz Bilanz gezogen und einen Ausblick auf die Saison 2023 gegeben.
Der Kultursommer stand in diesem Jahr unter dem Motto „Kompass Europa: Ostwind“. Mit Ausbruch des Angriffskriegs auf die Ukraine hat dieses Motto unerwartet eine traurige politische Dimension erhalten. Kulturministerin Katharina Binz findet, es war die richtige Entscheidung, am geplanten Motto festzuhalten:
„Kunst und Kultur sorgen für Austausch und verbinden Menschen über Grenzen hinweg. Wir haben viele Motto-Projekte erlebt, die die reichhaltige Kultur Osteuropas und dessen Künstlerinnen und Künstler wertschätzend präsentiert haben und sich auch kritisch mit der aktuellen Situation in der Ukraine auseinandersetzten. Nachdem der Kutursommer im vergangenen Jahr durch die Pandemie ausgebremst wurde, freue ich mich, dass die Menschen im Land beim Kultursommer 2022 wieder zu vielen tollen und ganz unterschiedlichen Veranstaltungen zusammenkommen konnten.“
Auch die heißen Temperaturen waren ein Thema in diesem Sommer und ein Grund für viele sehr gute besuchte Open-air-Veranstaltungen.
„Wir haben so viele Projekte unterstützt, wie lange nicht mehr, und die meisten liefen richtig gut. Ich bin sehr zufrieden mit diesem Kultursommer“,
so Teneka Beckers, die seit Anfang des Jahres die Gesamtleitung innehat.
Eine gelungene Mischung unterschiedlicher themenbezogener Darbietungen konnte das Publikum bereits Anfang Mai in Herxheim bei Landau genießen– erstmals wurde eine Kultursommereröffnung in einer Verbandsgemeinde verteilt auf deren fünf Ortsteile gefeiert. Berührende Momente in dem Stück „Donaukinder“ des Chawwerusch Theaters und traditionelle Klänge des Frauenchores The Bulgarian Voices mit dem Programm „Angelite“ trafen u.a. auf die Ukrainedisko von Wladimir Kaminer, der auch den Empfang mit Ministerpräsidentin Dreyer moderierte und später die Herxheimer in ihrem Jugendheim bis spät in die Nacht zum Tanzen animierte.
Einen besonderen Blick auf Osteuropa präsentierten im ganzen Land Film- und Ausstellungsprojekte wie „Zwischen Hoffnung und Verzweiflung“ im B-05 Montabaur, die Heimat Europa Filmfestspiele in Simmern, die seit ihrer Premiere 2019 ein Highlight im Kultursommer sind und die erst kürzlich eröffnete Einzelausstellung ‚Hana Miletić‘ in der Kunsthalle Mainz. Zum ersten Mal fand das Internationale Foto Fest in Kaiserslautern statt und wartete direkt mit bedeutenden Künstlerinnen und Künstlern aus der Ukraine und Belarus auf. Auch Grenzenlos Kultur, das älteste inklusive Festival in Deutschland, hatte einige spezielle Motto-Stücke im Programm.
Die Kunst und Kultur im „Ostwind“ wurde erlebbar u.a. bei dem sehr bewegenden Konzert des Jugendsinfonieorchesters der Ukraine in Kirchheimbolanden, im PUK in Bad Kreuznach, das sich der großen Tradition des tschechischen Marionettentheaters annahm, bei Lesungen der Westerwälder Literaturtage oder beim Kunstparcours in Schönecken in der Eifel. Bekannte und auch bisher unbekannte Werke erklangen auf den großen Musikfestivals genauso wie bei speziell für den Kultursommer konzipierten Konzerten, wie dem Projekt „Ostroute“ mit dem Kammerchor Obere Nahe oder von „Clara Voce“ aus Bingen sowie den ORGELwochen und der Reihe Via Mediaeval des Kultursommers.
Die Einreise vor allem russischer Künstlerinnen und Künstler wurde durch den Krieg erschwert, aber nur zwei Projekte mussten aus diesem Grund abgesagt werden. Auch das Projekt „Quattrologe“, ein seit 15 Jahren bestehender Künstleraustausch mit russischen Künstlerinnen und Künstlern innerhalb des Inselsommer Ludwigshafen war betroffen, konnte aber mit einem angepassten Konzept dennoch stattfinden. Natürlich gab es auch in diesem Sommer einige coronabedingte Absagen aufgrund von Erkrankungen von Mitwirkenden.
Neben den vielen Mottoprojekten fanden wie immer auch Veranstaltungen ohne Mottobezug statt, so z.B. das Spiegelzeltfestival in Altenkirchen und die literarisch-philosophische Veranstaltungsreihe „Denkbares“ im Westerwald, das Festival „Alles muss raus“ in Kaiserslautern oder das Kopfüber Theatertreffen für junges Publikum in Trier, welches einen breiten Querschnitt des Theaterschaffens für Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz abbildet und von einem intensiven Fachaustausch begleitet wurde. Das Publikum freute sich auch, dass beliebte Reihen wie „Summer in the city“ in Mainz oder „Tatort Eifel“ wieder stattfinden konnten. Neue Veranstaltungsreihen wie z.B. „Mainz liest“ oder das internationale FotoFest Kaiserslautern wurden ebenfalls positiv aufgenommen.
Die Veranstalterinnen und Veranstalter im Kultursommer 2022 waren insgesamt zufrieden und auch das Team vom Kultursommer ist glücklich:
„Wir sind sehr froh, dass 2022 wieder fast alles so wie geplant stattfinden konnte. Zusätzlich wurden auch Veranstaltungen aus den vergangenen Jahren nachgeholt, so dass die Veranstaltungsdichte im Sommer 2022 sehr hoch war“,
zieht Teneka Beckers Bilanz. Das große Angebot und eine pandemiebedingte noch immer spürbare Zurückhaltung der Besucherinnen und Besucher führte dazu, dass nicht alle Veranstaltungen gleichgut besucht waren. Trotzdem war bei vielen großen Festivals, wie den Nibelungenfestspielen oder dem Moselmusikfestival, der Besuch sogar überdurchschnittlich.
Seit über 30 Jahren vereint der Kultursommer Rheinland-Pfalz die vom ihm selbst und vom Land geförderten Kulturprojekte unter einem Dach. Zusammen wurden in diesem Jahr fast 230 Projekte mit ca. vier Millionen Euro gefördert.
Die Antragsfrist für den Kultursommer 2023, der unter dem Motto „Kompass Europa: westwärts“ steht, ist am vergangenen Wochenende, 31. Oktober, zu Ende gegangen.
„Wir schauen im kommenden Jahr auf die Kulturen Westeuropas, von Frankreich über die Beneluxländer bis UK und Irland. Ein erster Blick, auf die nun eingegangen Anträge ist vielversprechend und wir hoffen, dass wir wieder möglichst viele Projekte und damit die freie Kulturszene im Land unterstützen können“,
freut sich Beckers auf die kommende Saison und bekräftigt:
„Zudem ist das Team des Kultursommers gemeinsam mit den Kulturberaterinnen und Kulturberatern des Landes weiterhin ein verlässlicher Ansprechpartner für alle Kulturschaffenden und Veranstalter und hilft, wo es kann.“
Die offizielle Eröffnung des Kultursommer 2023 wird vom 12. bis 14. Mai in Trier, der ältesten und westlichsten Stadt in Rheinland-Pfalz stattfinden, Informationen zum Gesamtprogramm des Kultursommers 2023 sind im März zu erwarten.
Aktuelle Informationen unter www.kultursommer.de, Facebook und Instagram.
Quelle: Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz, Foto: Logo Kultursommer