Kaiserslautern / Mainz – Die Firma Stadler hat am Donnerstag, 26. September 2024, auf der führenden Bahnfachmesse „Innotrans“, gemeinsam mit der rheinland-pfälzischen Landesmobilitätssministerin Katrin Eder, Zweckverbandsvorsteher Landrat Dr. Fritz Brechtel und Vorstand DB Regio Schiene, Harmen van Zijderveld, den Akku-Flirt für das Pfalznetz der Öffentlichkeit vorgestellt.
Mit dem Pfalznetz beschreiten das Land Rheinland-Pfalz, der zuständige Aufgabenträger Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd sowie die DB Regio neue Wege im regionalen Bahnverkehr. Wo bisher wegen fehlender Elektrifizierung nur Diesel-Züge fahren können, werden künftig klimafreundliche batteriehybrid-elektrische Triebwagen (Akku-Triebwagen) verkehren.
Die Zukunft des Rheinland-Pfalz-Taktes ist elektrisch
Das Akku-Zugprojekt unter der konzeptionellen Federführung des Zweckverbandes ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd ist deutschlandweit mit eines der ersten Konzepte, bei dem die Abkehr vom Dieseltriebwagen hin zu batteriehybriden Fahrzeug durchgeführt wird. Batteriehybrid bedeutet, dass die Fahrzeuge unter der Oberleitung der DB konventionell als elektrischer Triebwagen fahren und abseits davon den Strom aus Batterien beziehen. Die DB Regio AG hat 2021 beide Lose des europaweiten Vergabeverfahrens „Pfalznetze“ gewonnen und wird schrittweise ab Dezember 2025, bis Dezember 2029 mit 44 zweiteiligen Fahrzeugen der Firma Stadler vom Typ ´FLIRT Akku´ nahezu alle Dieselzüge auf einem 240 km umfassenden Bahnstreckennetz in der West- und Südpfalz einschließlich der über den Rhein führenden Strecke nach Karlsruhe sowie im benachbarten Saarland ersetzen.
„Die Zukunft des Rheinland-Pfalz-Taktes ist elektrisch. Wenn alle Strecken mit den neuen Fahrzeugen in Betrieb gegangen sind, werden erstmals in einer Region alle Schienenverbindung ohne Diesel rein elektrisch mit Ökostrom bedient. Die entsprechenden vertraglichen Grundlagen wurden vor Kurzem geschaffen. Zudem können durch den Einsatz der 44 neuen Akkuzüge gegenüber den heutigen Dieseltriebwagen ca. 6 Mio Liter Diesel/Jahr eingespart werden. Das ist für unser Land ein weiterer großer Schritt hin zu einer klimafreundlichen Mobilität.“
Katrin Eder, Klimaschutz- und Mobilitätsministerin des Landes Rheinland-Pfalz
Verbandsvorsteher Dr. Fritz Brechtel hebt die Sicherung qualifizierter Arbeitsplätze in der Pfalz hervor:
„Wir schlagen mit dem Einsatz der neuen Akkuzüge ein neues Kapitel auf und sichern damit innovative und zukunftssichere Arbeitsplätze bei der Fahrzeugindustrie. Die Entscheidung für die Wartung der Fahrzeuge am DB-Werkstattstandort Kaiserslautern bedeutet zudem, dass in der Westpfalz zahlreiche qualifizierte Arbeitsplätze für eine dauerhafte sowie technisch-betriebliche interessante Tätigkeit sorgen“.
Dr. Fritz Brechtel
“Wir sind schon heute das klimafreundlichste Mobilitätsunternehmen in Deutschland. Bahnfahren ist aktiver Klimaschutz. Und bis 2040 wollen wir als Deutsche Bahn klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, sind auch alternative Antriebe wesentlich. Wir sind daher ausgesprochen froh, dass die zuständigen Aufgabenträger für das Pfalznetz auf umweltfreundliche Technologie setzen und wir sie im neuen Verkehrsvertrag in der Pfalz in Betrieb nehmen dürfen. So können wir gemeinsam Diesel-Antriebe durch emissionsarme und energieeffiziente Züge ersetzen. Aber nicht nur die Umwelt profitiert. Unsere Fahrgäste können sich auf komfortable und ausgesprochen leise Fahrzeuge freuen“.
Harmen von Zijderveld, Vorstand von DB Regio Schiene
Die 44 zweiteiligen Triebwagen vom Typ ´Flirt Akku´ – von Stadler sind 55,5 Meter lang und bieten jeweils 172 Sitzplätze. Sie verfügen über eine moderne Innenraumgestaltung mit viel Platz für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder. Neu ist ein Bereich mit Lounge-ähnlicher Platzanordnung. Die Aufgabenträger finanzieren außerdem ein für die Kunden kostenfreies WLAN, Steckdosen und eine zeitgemäße Kundeninformation im Zug Mit Blick auf die Barrierefreiheit besitzen alle Fahrzeuge eine automatische Spaltüberbrückung, die den Abstand zwischen dem Fahrzeug und der Bahnsteigkante schließt, gleichzeitig befindet sich eine behindertengerechte Toilette im Triebwagen.
Die betriebliche Reichweite im Batteriemodus liegt laut Herstellerangaben bei mindestens 80 Kilometern – nachgewiesen hat Stadler auf Testfahrten bereits 185 Kilometer im Batteriebetrieb. Im Pfalznetz liegt nach der Fertigstellung von Teilelektrifizierungen der längste Streckenabschnitt ohne Elektrifizierung bei rund 48 Kilometern.
Die neuen Akkuzüge sind auf eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h ausgelegt.
Das batterie-elektrische Pfalznetz umfasst im Zielzustand die Bedienung folgender Strecken bzw. Streckenabschnitte:
- die Regionalexpresslinie Kaiserslautern – Neustadt/W – Landau – Karlsruhe (ab 12/2025)
sowie die Regionalbahnlinien
- Karlsruhe – Neustadt/W (ab 12/2025),
- Pirmasens Hbf – Saarbrücken (ab Frühjahr 2026),
- Pirmasens Hbf – Kaiserslautern, Kaiserslautern – Kusel und Kaiserslautern – Lauterecken (jeweils ab 12/2026),
- Landau – Pirmasens Hbf (ab 12/2028) und
- Winden – Bad Bergzabern (ab 12/2029)
Die Verkehrsleistung der neuen Akkzüge im Pfalznetz wird dabei Zug um Zug auf jährlich 4,6 Mio. Zugkilometer erhöht. D.h. die heutigen Dieselfahrzeuge werden Schritt für Schritt durch die neuen Züge ersetzt. Für einen gewissen Übergangszeitraum stehen diese zudem als Rückfallebene zur Verfügung, da eine hohe Betriebsstabilität bei der Umstellung auf die neue Zuggeneration für den Zweckverband oberste Priorität hat. Der diesbezügliche Verkehrsvertrag mit DB Regio hat eine Laufzeit von 15 Jahren und gilt bis Dezember 2040.
Taktgeber der schrittweisen Ausweitungen des Akkuzug-Einsatzes werden die Realisierung der Oberleitungsinselanlagen sein, welche, unter Förderung des Bundes und mit finanzieller Unterstützung des Landes bzw. des ZÖPNV Süd, bis Ende 2029 fertiggestellt sein sollen und für die Energiezufuhr in die Batterien der neuen Fahrzeuge erforderlich sind. Diese werden in den Bahnhöfen Landau und Winden sowie im Bereich des Bahnhofes Pirmasens Nord und in den Endbahnhöfen Kusel und Lauterecken errichtet. Ergänzend wird ein ca. drei Kilometer langes Streckenstück zwischen Pirmasens Nord und dem Fehrbacher Tunnel (vor dem Pirmasenser Hbf.) elektrifiziert, da dieses Streckenstück eine für Eisenbahnverhältnisse große Steigung aufweist.
Quelle: Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd