Neustadt an der Weinstraße – Auf der letzten Fortbildung der „Südpfalz Gästeführer– grenzenlos“ für das Jahr 2024 entführte Bernd Wolf in die Welt des Pilgerns. Die Teilnehmer ließen sich ganz auf das Thema ein.
Zu Beginn der Führung erhielten alle eine Jakobsmuschel als äußeres Zeichen, was allerdings entgegen der Tradition war. Denn, so erfuhren wir, die Pilger hatten erst auf ihrem Rückweg eine Muschel dabei. Sie konnten sie an der spanischen Atlantikküste erhalten. Das letzte Stück Weg der Pilgerreise führte nämlich von Santiago de Compostela noch an das ‚Ende der Erde‘, an das Finistère, an die Westküste Spaniens. Wer von dort eine Jakobsmuschel mitbringen konnte, hatte damit den Beweis, dass er ein ‚wahrer Jakob‘ ist und tatsächlich die ganze Reise gemacht hatte.
Bevor man jedoch eine Pilgerreise antreten konnte, musste man sich die Genehmigung dazu einholen. Der jeweilige Ehepartner und der Pfarrer mussten zustimmen. Jetzt könnte man meinen, die Kirche sei über jeden Pilger hoch erfreut gewesen. Dem war aber nicht unbedingt so. Da die Städte und Dörfer damals sehr klein waren und jeder seine Aufgaben und Pflichten im Zusammenleben hatte, konnte so eine Pilgerreise einen ziemlichen Einschnitt für die Gemeinschaft haben. Wenn zum Beispiel der Schmid, der Bäcker, der Gerber, der Schneider oder ein anderer plötzlich für Jahre weg war, wer sollte seine Aufgaben übernehmen? Fachkräftemangel war damals schon ein ernstzunehmendes Problem!
Auf die Pilgerreise durfte kein Geld mitgenommen werden. Der Pilger hatte als ‚Ausrüstung‘ seinen Stab, seinen Hut, seine Tasche, seine Kalebasse und die Kleidung, die er trug. Seine Tasche hatte keinen Verschluss, da sie ja nichts Wertvolles enthielt. ‚Bezahlt‘ hat er auf dem Weg mit Arbeit oder er erhielt Unterkunft in den kirchlichen Einrichtungen, die Pilger aufnahmen.
Die Kirchen, die die Pilger auf dem Weg besuchten, konnten ihnen mit ihrer Symbolspracheso manches über den Ort erzählen, an dem sie sich gerade befanden. Bernd Wolf hat uns in den katholischen Teil der Stiftskirche mitgenommen und uns an Beispielen die uns heute fremd gewordene Welt gekonnt näher gebracht.
Ziel der vielen vorhandenen europäischen Pilgerwege ist immer Santiago de Compostela. Die letzte Ruhestätte des Leichnams des Apostel Jakobus (Santiago) auf dem Sternenfeld (Compostela). Der Überlieferung nach wurde der Leichnam auf einen Karren geladen, der von einem Ochsen gezogen wurde. Den Ochsen lies man laufen und wo er anhielt, wurde die Kirche gebaut, die die Reliquie aufnahm. Der Ochse lief ausgerechnet zu dem Sternenfeld.
Martina Roth überreichte am Ende der Führung zum Dank ein kleines Myrrhe Bäumchen.
Quelle: Michael Walter