Annweiler am Trifels – Das Museum unterm Trifels verfügt über eine umfangreiche und beachtliche Sammlung bildlicher Darstellungen von Burgen der Region. Infolge einer Entdeckung im Kunsthandel ist es Museumsleiter Sven Gütermann und Hans Reither von den Trifelsfreunden im Oktober 2021 gelungen, dieses Repertoire durch drei in der Burgenforschung bislang unberücksichtigte Bleistiftzeichnungen der Burgruinen Trifels, Scharfenberg („Münz“) und Berwartstein des angehenden Architekten Friedrich Jakob Peipers (1805–1878) zu erweitern und zu bereichern. Mit den Zeichnungen aus dem Jahr 1825 sind herausragende Zeugnisse des frühen künstlerischen Interesses an den Burgen des Wasgaus zu entdecken.
Die Bilder hätten bereits im letzten Dezember im Rahmen eines Vortrags der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. Die Veranstaltung musste allerdings coronabedingt abgesagt werden, sodass die Bilder noch eine Weile im Verborgenen bleiben mussten.
Am Donnerstag, 6. Oktober 2022, war es nun endlich soweit: Im voll besetzten Ratssaal der Stadt Annweiler referierte der Kunsthistoriker Bernd Carqué von der Universität Heidelberg, ein profunder Kenner der Materie, über die drei exzeptionellen Neuzugänge des Museums. Anschließend stellte er kurz das jüngst erschienene Buch „Reichsburg Scharfenberg – Münz – die verkannte kleine Schwester des Trifels“, Heft 2 der vom Verein Trifelsfreunde e.V. herausgegebenen Schriftenreihe zur Geschichte und Baukunst des Trifels, vor. Stadtbeigeordneter Benjamin Burckschat sagte in seinem Grußwort:
„Es freut mich außerordentlich, dass es Sven Gütermann gelungen ist, diese Zeichnungen für das Museum zu sichern. Ihr hervorragender Erhaltungszustand, die Detailtreue und die Kunstfertigkeit des Zeichners sind wirklich beeindruckend! Ebenfalls sehr erfreulich ist das Erscheinen des ersten monographischen Werks zur Burg Scharfenberg! Wir werden heute Abend wahrlich reich beschenkt!“
Bernd Carqué stellte in seinem Vortrag mit dem Titel „Wasgauburgen im Bild. Friedrich Jakob Peipers und die Bahnbrecher der künstlerischen Aneignung im frühen 19. Jahrhundert“ die Blätter eingehend vor und fragte, was einen Schüler der klassizistischen Bauschule von Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe motiviert haben könnte, sich mit den Ruinen mittelalterlicher Burgen in der Pfalz zu beschäftigen. Dazu warf er einen Blick auf das zu Beginn des 19. Jahrhunderts neu erwachte ästhetische und historische Interesse an diesen Monumenten und ordnete die Zeichnungen in die nun einsetzende Bildüberlieferung ein. Durch Vergleiche mit den Zeitgenossen Friedrich Christian Reinermann, Peter Gayer, Heinrich Jakob Fried oder Ludwig Lindenschmit wurden die Besonderheiten deutlich, die Peipers zu einem ebenso überraschenden wie unverwechselbaren Pionier der Baudokumentation machen.
Nach dem Vortrag stellte der Referent die neue Publikation über die „Scharfenberg“ vor. Das Buch liefert einen Abriss zur Geschichte der Burg mit viel historischem und aktuell aufgenommenem Bildmaterial. Bürgermeister Christian Burkhart freute sich in seinem vorangehenden Grußwort:
„Endlich liegt die erste, lange ersehnte Monographie zu dieser hochinteressanten Burg vor! Jetzt können sich sowohl Einheimische wie auch Touristen über diese bedeutende Anlage in unmittelbarer Nachbarschaft der Burg Trifels fundiert informieren, zumal die Scharfenberg wie auch die weitere Nachbarburg Anebos bislang touristisch kaum erschlossen ist.“
Im Anschluss konnte das Publikum sowohl das neue Buch wie auch die drei neu erworbenen Zeichnungen von Friedrich Jakob Peipers selbst in Augenschein nehmen. Die Besucher waren sichtlich von Peipers feinen und detailreichen Darstellungen angetan. Erster Kreisbeigeordneter Georg Kern zeigte sich besonders beeindruckt davon, welch klaren Blick die detailgenauen Zeichnungen, die Friedrich Jakob Peipers zum Ende seiner Studienzeit an der renommierten Bauschule von Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe im Jahr 1825 anfertigte, auf seine Beobachtungen von Landschaft und Architektur noch heute widerspiegeln. Die mit Bleistift präzise gefertigten Bilder vermittelten einen Eindruck von dem besonderen Gespür und hohen zeichnerischen Können des angehenden Architekten. Kern kommentierte hocherfreut:
„Wirklich toll, dass es gelungen ist, diese Werke für das Museum in Annweiler zu erwerben. Damit können sie nah bei den Originalschauplätzen der ursprünglichen zeichnerischen Aufnahme und im Bezug zur heutigen Landschaftssituation betrachtet werden.“
Künftig können die Bilder im Museum unterm Trifels bestaunt werden.
Quelle: Museum unterm Trifels