Landau – „Er ist kein Unbekannter hier im Kreishaus, weil wir mit der Uni ja eng zusammenarbeiten“, begrüßte Landrat Dietmar Seefeldt am Sonntagvormittag Rainer Steve Kaufmann herzlich. Denn der Landauer ist nicht nur erfolgreich als freischaffender Künstler tätig, sondern auch Dozent für Malerei und Zeichnung an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität (RPTU) in Landau.

Als solcher hat er schon mehrfach Studierendenausstellungen im Kreishaus begleitet. Nun zeigt er zum ersten Mal seine eigenen Arbeiten im Foyer und in den Fluren der Kreisverwaltung in Landau.

„Im Mittelpunkt steht die Installation ‚Tabak’, das passt natürlich hervorragend in die Südpfalz“, 

freute sich der Landrat bei der Ausstellungseröffnung. Zu diesem Anlass, den Kreismusikschulleiter Adrian Rinck am Klavier begleitete, waren rund 90 interessierte Gäste gekommen.

Die preisgekrönte Installation „Tabak“ (2024) steht im Mittelpunkt der Schau. (Foto: KV SÜW)
Die preisgekrönte Installation „Tabak“ (2024) steht im Mittelpunkt der Schau. (Foto: KV SÜW)

Seefeldt hob hervor, dass die Arbeit „Tabak“ 2024 sogar mit dem Publikumspreis des Pfalzpreises für Bildende Kunst ausgezeichnet worden war. Kaufmann nutzte als Vorlagen für die Installation Schwarzweißfotografien seines Großvaters. „Das Schwarzweiß der Fotos findet sich nun im Ton der Tusche wieder“, bemerkte Tina Stolt, Professorin für Bildnerische Praxis am Institut für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst an der RPTU. Sie führte bei der Ausstellungseröffnung in die Schau ihres Kollegen Kaufmann ein.

„Diese Arbeit geht ins Konkrete, zeigt Familiengeschichte“,

so Stolt, für die die Tabak-Zeichnungen auch dokumentarischen Anspruch erheben:

„Landschaft, Acker, Gerätschaften sind deutlich zu sehen, aber nicht gänzlich. Sie entziehen sich – wie in einem Traum oder einer flüchtigen Erinnerung – dann auch wieder der Vorstellung.“

Die außergewöhnliche Installation hat der Künstler so aufgehängt, dass sie in der Mitte des über zwei Stockwerke hinaufreichenden offenen Foyers des Kreishauses zu schweben scheint. 

Auch die weiteren Bilder der Ausstellung passt sich in die Architektur des Gebäudes ein, scheinen wie gemacht für diese Räumlichkeit. Zum Teil stimmt das auch: Einige Großformate hat Kaufmann eigens neu für die Ausstellung im Kreishaus gefertigt. Diese Arbeiten, großformatige Tuschezeichnungen, hängen im Erdgeschoss. Laudatorin Stolt verwies darauf, dass diese Bilder von Nahem abstrakt und von weiter weg konkreter wirkten, „aber nicht so festgelegt, es ist vielmehr eine imaginäre Räumlichkeit“. Bezüge zur unsicheren gesellschaftlichen Gegenwart fänden sich darin;

„ein großes Warten und Verharren“,

nannte es Stolt. Die Figuren drehten sich weg, würden in die Ferne sehen, der Boden sei – anders als bei den Elementen aus der „Tabak“-Installation, nicht mehr da, analysierte sie.

„Und doch zeigt sich in diesen neuen Bildern auch ein Ausweg.“ 

Wahrnehmungen aus dem Alltag

Sie erinnerte in ihrer Laudatio, dass seit fast 40 Jahren von einer „Bilderflut“ die Rede sei. Ständig strömten Bilder auf uns ein, die wir schnell wahrnehmen müssten. Kleiner geworden sei die Stille. Bei Kunstschaffenden komme noch dazu, dass man sich ständig neue Techniken aneignen müsse. Rainer Steve Kaufmann löse dies, indem er „das Neue beachtet, aber nicht allem hinterherrennt.“ Er bleibe beim Malen und Zeichnen, positioniere sich dort aber immer wieder neu. So beherzige Kaufmann auch das alte Zeichenprinzip „Nulla dies sine linea“, lateinisch für „Kein Tag ohne Linie“. Kaufmann notiere sich fortwährend Figuren und Wahrnehmungen aus dem Alltag, und „oft wird aus dem Auffangen im Netz des Alltags ein größerer Fang“, hob Tina Stolt hervor.


Noch bis 12. April haben Besucherinnen und Besucher nun Gelegenheit, die Tuschezeichnungen in allen erdenkbaren Formaten und verschiedenen Formen, einige mit Cut Outs, also ausgeschnittenen Formen, im Kreishaus zu betrachten. Die Zeichnungen sind in der Technik des „Sumi-e“ gefertigt, was bedeutet, dass die angeriebene Tusche, mit Wasser verdünnt, mit dem Pinsel aufgetragen wird.  

Die Ausstellung ist montags bis mittwochs zwischen 9 und 12 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie freitagsvormittags zwischen 9 und 12 Uhr geöffnet. Besucherinnen und Besucher der Ausstellung können sich einfach zu diesen Zeiten am Empfang der Kreisverwaltung anmelden und sagen, dass sie in die Ausstellung wollen. Adresse: Kreisverwaltung Südliche Weinstraße, An der Kreuzmühle 2, 76829 Landau.


Quelle: Kreisverwaltung Südliche Weinstraße


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