Pirmasens – Er ist mehrfach preisgekrönt und einer der herausragenden Klarinettisten unserer Zeit: Paul Meyer. Der Elsässer konzertiert am Donnerstag, 11. April 2024, zusammen mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in der Pirmasenser Festhalle. Unter der Überschrift „Euphorie“ erwartet das Publikum ein Abend auf höchstem Niveau mit Werken von Gustav Mahler und John Corigliano. Das renommierte Orchester steht unter dem Dirigat von Michael Francis.
Seit Jahrzehnten steht der Name des Franzosen Paul Meyer für herausragende Interpretationen des solistischen Klarinettenrepertoires. Geboren in Moulhouse, hat er mit 19 Jahren eine entscheidend motivierende Begegnung mit Benny Goodmann, mit 22 kündigte er seine „sichere“ Orchesterstelle, und startete seine Karriere als Solo-Klarinettist und als erfolgreicher Dirigent. Der heute 59-Jährige spielt eine von ihm selbst mitentwickelte Klarinette namens „Divine“. Sein bewegtes Künstlerleben ist geprägt von einem leidenschaftlichen Engagement für zeitgenössische Musik. Dies schlägt sich selbstverständlich auch bei der Auswahl der Stücke für das Gastspiel in der Siebenhügelstadt nieder.
Im ersten Programmteil erklingt das Konzert für Klarinette und Orchester des US-amerikanischen Komponisten John Corigliano. Einem breiten Publikum ist der inzwischen 86-Jährige wohl überwiegend durch seine Filmmusiken bekannt, da Erfolge auf der Kinoleinwand mehr Publicity erfahren, als das klassische Konzertrepertoire. Der Oscar für die Filmmusik „Die rote Violine“ im Jahr 2000 hat Coriglianos Namen daher vermutlich bekannter gemacht als der Pulitzer-Preis für seine 2. Sinfonie (2001) oder selbst der Grammy für „Mr. Tambourine Man: Seven Poems of Bob Dylan“ (2009). Das 1977 entstandene Klarinettenkonzert, das in der Pirmasenser Festhalle zur Aufführung kommt, bezeichnet Paul Meyer einen „wahren Mount Everest für Klarinettisten“ und stellt dem Soloinstrument einen außergewöhnlich großen Orchesterapparat gegenüber. Es ist Coriglianos erstes großes Werk für den Konzertsaal und sein Durchbruch als Komponist. Schließlich ist es ein Auftragswerk, maßgeschneidert für die New Yorker Philharmoniker – jenes Orchester, in dem einst sein Vater als Geigen-Koryphäe am ersten Pult saß.
Nach der Pause erwartet das Publikum eine Interpretation von Gustav Mahlers epischer Symphonie Nr. 1 D-Dur. Beeinflusst von volkstümlichen Melodien bietet dieses frühe Werk des österreichischen Komponisten eine monumentale emotionale Tiefe und dramatische Vielfalt.Das ursprünglich als Tondichtung angelegte Werk, dem er zeitweilig den Titel „Der Titan“ gab, bezieht auch Melodien aus seinen einige Jahren zuvor entstandenen Liedern eines fahrenden Gesellen ein, der Trauermarsch gründet auf der in Moll gesetzten Melodie zu dem aus dem 18. Jahrhundert stammenden beliebten französischen Kinderlied Frère Jacques (Bruder Jakob). Im Alter von 24 Jahren begann Gustav Mahler 1884 mit den Vorarbeiten zu seiner Symphonie Nr. 1 in D-Dur, die er 1888 fertigstellte. Bei der Uraufführung 1889 in Budapest polarisierte das Werk. Während einige Musikkritiker und Zuhörer die Symphonie als zu radikal und unkonventionell empfanden, lobten andere sie als wegweisend und innovativ. Heute zählt die 1. Symphonie zu den bedeutenden Werken der Spätromantik. Sie enthält bereits einige der charakteristischen Elemente, die Mahlers spätere Symphonien prägen. Sie besticht mit der Dichte an Emotionen und bindet volksliedhafte Elemente kunstvoll in die breit angelegte Partitur ein.
Programm
John Corigliano (*1938)
Konzert für Klarinette und Orchester
I. Cadenzas
II. Elegy
III. Antiphonal Toccata
Pause
Gustav Mahler (1860-1911)
Sinfonie Nr. 1 D-Dur „Titan“
I. Langsam. Schleppend. Wie ein Naturlaut – Im Anfang sehr gemächlich
II. Kräftig bewegt, doch nicht zu schnell
III. Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen
IV. Stürmisch bewegt
Auf einen Blick: Das Sinfoniekonzert mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und dem Klarinettisten Paul Meyer findet am Donnerstag, 11. April 2024, in der Pirmasenser Festhalle statt. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr, die Abendkasse öffnet um 19 Uhr. Eintrittskarten (inklusive Garderobengebühr) zum Preis zwischen 12 und 23 Euro, ermäßigt zwischen sechs und 11,50 Euro, gibt es im Vorverkauf im Forum Alte Post (Telefon: 06331/2392716; E-Mail: kartenverkauf@pirmasens.de) sowie im Internet unter www.pirmasens.de/kultur.
Zur Person: Seit seinem Senkrechtstart im Alter von 17 Jahren mit den 1. Preisen beim Concours Eurovision und beim Wettbewerb Young Artists 1982 in New York sorgt Paul Meyer immer wieder für neue Überraschungen. Sein Werdegang ist von wichtigen musikalischen Begegnungen geprägt: Benny Goodman, Isaac Stern, Rostropovitch, Martha Argerich und Yo-Yo Ma, mit denen er in renommierten Konzertsälen gespielt hat. Paul Meyer ist nicht nur einer der herausragenden Klarinettisten weltweit, sondern tritt auch als Dirigent auf. Nachdem er das Orchestre de chambre d’Alsace gegründet hat, bildet er sich als Dirigent beim namhaften englischen Pädagogen John Carewe (dem Lehrer von Simon Rattle) weiter und erhält Impulse von verschiedenen grossen Dirigenten, darunter Marek Janowski, Emmanuel Krivine und Myung-Whun Chung.
Von 2006 bis 2010 ist er auf Einladung von Myung-Whun Chung „Associate Chief Conductor“ des Seoul Philharmonic Orchestra. 2009 wird er zum Chefdirigenten des Tokyo Kosei Wind Orchestra ernannt. Paul Meyer dirigiert die bekanntesten Sinfonie- und Kammerorchester in Europa, Asien und Südamerika: Orchestre Philharmonique de Radio France, Brussels Philharmonic, Royal Flemish Philharmonic, Hamburger Sinfoniker, Tonkünstler Niederösterreich, Sinfonia Varsovia, Prague Philharmonic, Orchestre de Chambre de Lausanne, Copenhagen Philharmonic Orchestra, Danish Symphony Orchestra, Russian National Orchestra, Tokyo Metropolitan, Tokyo Philharmonic Orchestra, Shanghai Philharmonic Orchestra, China Philharmonic Orchestra und Taipeh Symphonic Orchestra. Seine Begegnung mit Pierre Boulez und Luciano Berio war entscheidend für die Entwicklung des Repertoires seines Instruments. So brachte er verschiedene Konzerte zur Uraufführung, die Komponisten wie Krzysztof Penderecki, Michael Jarrell, Qigang Chen, Luciano Berio, Edith Canat de Chizy und Thierry Escaich für ihn geschrieben haben und die bei renommierten Festivals wie denen von Salzburg, Wien oder Amsterdam präsentiert wurden. Seit der Spielzeit 2019/2020 ist Paul Meyer Chefdirigent des Kurpfälzischen Kammerorchesters.
Die Diskographie von Paul Meyer, die mehr als fünfzig CDs bei Labels wie DGG, Sony, RCA und EMI umfasst, wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, darunter Fono-Forum, Diapason d’Or, Choc du Monde de la Musique, Choc de Classica, Gramophon und Grammy Awards. Zu seinen letzten Aufnahmen gehören die Klarinettenkonzerte von Weber mit dem Orchestre de Chambre de Lausanne und das ihm gewidmete Klarinettenkonzert von Thierry Escaich mit dem Orchestre National de l’Opéra de Lyon.
Seit Beginn der Saison 2019/20 ist Michael Francis Chefdirigent der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Zudem ist Francis seit 2014 Music Director des Florida Orchestra. Dank der von ihm angeregten Initiativen zur Förderung des gesellschaftlichen Engagements konnte die Organisation in den gemeinsamen Jahren deutlich wachsen. Darüber hinaus ist er seit Sommer 2014 musikalischer und künstlerischer Leiter des Mainly Mozart Festivals in San Diego. Nach erneuter Vertragsverlängerung wird er in San Diego seine ambitionierte mehrjährige Erkundung von Mozarts Leben bis 2023 fortsetzen. Von 2012 bis 2016 war Michael Francis Chefdirigent und künstlerischer Berater des Norrköping Symphony Orchestra.
Für die Corona-geprägte Zeit entwickelte Francis für die Deutsche Staatsphilharmonie, das Florida Orchestra und Mainly Mozart Festival neue Formate. Diese beinhalten eine innovative Programmierung mit kleineren Ensembles, Konzerte mit geteiltem Orchester, Live-Streaming, Drive-in-Konzerte, Education-Videos und kuratierte Online-Erlebnisse.
Zu den bisherigen und kommenden Höhepunkten seiner Karriere gehören Engagements mit dem New York Philharmonic Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra und dem Hong Kong Philharmonic Orchestra. Michael Francis hat mit zahlreichen namhaften Solisten zusammengearbeitet, darunter Lang Lang, Itzhak Perlman, Anne-Sophie Mutter, Håkan Hardenberger, Maximilian Hornung, Daniel Müller-Schott, Ian Bostridge, Sting und Rufus Wainwright. Außerdem ist die pädagogische Arbeit mit jungen Musikern für Michael Francis von größter Bedeutung.
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Quelle: Stadt Pirmasens