Neustadt an der Weinstraße – Am Käthe-Kollwitz-Gymnasium (KKG) fand gestern, 6. Juni, der jährliche Demokratietag statt. Sebastian Heupel, Umweltbeauftragter des KKGs und Projektleiter für die Bildung Nachhaltige Entwicklung (BNE), konnte, wie schon in den vergangenen Jahren, Klaus Hünerfauth von der städtischen Umweltabteilung für eine Exkursion gewinnen. Mit etwa 15 Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen sowie der Erdkundelehrerin Teresa Christ ging es wieder in das Naturschutzgebiet „Haardtrand – Am Sonnenweg“, diesmal mit dem Schwerpunkt „Offenhaltungsbeweidung mit Ziegen“.

Nach einer Einführung in Neustadts ehemals beste Weinlage mit ihren 56 Kilometern Trockenmauern gab es aber zunächst eine kleine Führung durch den „Klimawandel-Zukunftsgarten“ der NABU-Ortsgruppe Neustadt. Nach einem etwas mühevollen Aufstieg über die krumme und steile Wingerttreppe erläuterte der städtische Naturschutzwart Bernd Hoos unter anderem die Funktion eines „Käferkellers“ und einer „Benjeshecke“. In einem geöffneten Fledermauskasten fanden sich zwar keine Flattertiere, dafür aber Hornissen, die ebenfalls unter Artenschutz stehen. Übrigens als einzige einheimische Wespenart. Hünerfauth wiederum stellte die dort nachgepflanzten, klimastabilen Baumarten Speierling und Elsbeere vor.

Unterschied beweidet zu umbeweidet (Foto: Stadt Neustadt)
Unterschied beweidet zu umbeweidet (Foto: Stadt Neustadt)

Im weiteren Verlauf des Sonnenweges ging es dann vorbei an kleineren städtischen Ökokonto-Grundstücken, auf denen gerade Ziegen und teilweise auch Schafe als „Entbuscher“ tätig sind. An der Wolfsburg warteten dann schon Hoos und Anne Kunik, Bachelor der Umweltwissenschaften, die den Mitarbeitern der städtischen Umweltabteilung beim Weidezaunbau derzeit zur Hand geht. Nach einer kurzen Verschnauf- und Trinkpause mit Erläuterungen zur Historie der Wolfsburg-Beweidung ging es dann außen um die Burg herum. Erst kam die Gruppe an einer seit drei Jahren nicht mehr beweideten Fläche vorbei – hier stehen Feld-, Spitz- und Bergahorn, Eschen, Haselsträucher und Brombeeren schon wieder zwei Meter hoch.

An der steilsten Stelle an der Spitze der Burg konnten dann Ziegen in Aktion beobachtet werden. Sie bevorzugen faserarme, leicht verdauliche, aber energiereiche Pflanzenteile wie Blätter, Knospen, junge Triebe und Rinde. Brombeersträucher und Edelkastanienrinde gelten Ziegen geradezu als Leckerbissen. Um die Ecke herum auf der Nordwestseite der Burg konnte die Schülergruppe dann sehen, wie eine verbuschte Fläche aussieht, wenn 10 Ziegen dreieinhalb Wochen tätig waren: Die Tiere haben bis in etwa zwei Meter Höhe die Rinde geschält und fast alle Blätter verspeist. Die meisten Gehölze werden spätestens nach den nächsten Weidegängen absterben. 

Ziege (Foto: Stadt Neustadt)
Ziege (Foto: Stadt Neustadt)

Das ist im Naturschutzgebiet „Am Wolfsberg“, dem zweitältesten in der Pfalz, naturschutzfachlich erwünscht. Anstelle der Waldgehölze wird sich mit der Zeit wieder ein grasig-krautiger Bewuchs mit spezialisierten Pflanzen- und Tierarten trockener und sonniger Standorte einstellen. Außerdem werden auf diese Weise die Sichtbeziehungen zwischen Burg und Tal offengehalten, ein nicht zu unterschätzender touristischer Effekt. Dem Wunsch der Lehrer entsprechend durften die Zehntklässler dann noch für eine halbe Stunde aktiv beim Weiterbau der Ziegenzäune helfen. Angesagt war das Einklicken von Isolatoren in die Zaunpfosten und das Einziehen von Drahtlitzen für den Elektrozaun.

Um 12 Uhr ging es dann zu Fuß zurück zur Schule, insgesamt gut sechs km, was man an einem Schultag eher selten macht. 

Als Dank überreichten Christ und Heupel den drei städtischen Mitarbeitern dann noch je eine Flasche „Dr. Welsch-Apfelsaft“ von der Streuobstwiese unterhalb der Welsch-Terrasse. Diese städtische Ausgleichsfläche pflegen die Siebtklässler des KKGs seit vielen Jahren unter Anleitung eines Agrarbiologen. Dreihundert Liter „eigener“ Saft kamen so letztes Jahr zusammen, auch das ist ein BNE-Beitrag an der Schule.


Quelle: Stadt Neustadt an der Weinstraße