Frankenthal – Die druckfrische Ausgabe von „Frankenthal einst und jetzt“ ist ab sofort erhältlich. Das 126-seitige Heft, das in Zusammenarbeit von Stadtarchiv und Altertumsverein entstanden ist, widmet sich in seiner Ausgabe für das Jahr 2024 drei zentralen Themenbereichen: dem Gedenken an den Bombenangriff auf Frankenthal vom 23. September 1943 während des Zweiten Weltkriegs, den „bayerischen“ Epochen der Stadt im 18. und 19. Jahrhundert sowie der beginnenden Industrialisierung.
Erinnerung an den Bombenangriff von 1943
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Bombenangriff vom 23. September 1943, der sich 2023 zum 80. Mal jährte. Oberbürgermeister a.D. Martin Hebich erinnerte in einer bewegenden Ansprache vor dem Rathaus an die Schrecken des Krieges und schlug in seiner Rede einen leisen Versöhnungsappell. In der aktuellen Ausgabe sind Hebichs Worte ebenso dokumentiert wie die zweite Rede von Pfarrer i.R. Martin Henninger, der den britischen Piloten Herbert Nevil Mottershead würdigte. Mottershead, der am Angriff beteiligt war, hatte bei einem Besuch 2002 in Frankenthal ein starkes Zeichen der Versöhnung gesetzt.
Persönliche Perspektiven auf die Schrecken des Krieges bietet der Beitrag von Werner Schäfer, der an die vierjährige Cristel Petry erinnert, die 1944 beim Bombenangriff auf die Pestalozzischule ums Leben kam. Schäfers bewegender Bericht zeigt, wie die Erinnerung an Cristel bis heute in der Familie lebendig ist, etwa durch die US-Künstlerin Susan Mentrak, die dem Mädchen eine Skulptur widmete.
Ein weiterer Beitrag von Friedhelm Trowe schildert die Erneuerung der Kirche St. Cyriakus in Eppstein zwischen 1929 und 1931 – und erinnert zugleich an die Zerstörung des Gotteshauses im Zweiten Weltkrieg. Besonders eindrücklich zitiert Trowe eine Zeitzeugin: „Das Jammern der Orgel habe ich heute noch im Ohr“ – ein Bild, das die Dramatik dieser Zeit greifbar macht.
Die „bayerischen“ Epochen Frankenthals
Irina Haas, Mitarbeiterin des Erkenbert-Museums und Stadtführerin des Frankenthaler Altertumsvereins, nimmt die Leser mit auf eine Entdeckungsreise durch die bayerischen Prägungen der Stadt unter Kurfürst Carl Theodor und nach dem Wiener Kongress. Elisabeth Wietor widmet sich in ihrem Beitrag speziell Carl Theodors Einfluss auf Frankenthal und erklärt, warum die Stadt zu seiner Zeit als „dritte Hauptstadt der Kurpfalz“ galt.
Ein weiterer Rückblick auf das Jubiläumsjahr Carl Theodors 2023 stammt von Dörte Kaufmann, Maria Lucia Weigel und Julia Gandyra. Veronika Nuding, Museuologin im Erkenbert-Museum, präsentiert in diesem Zusammenhang die Porzellanausstellung „Weißes Gold aus Frankenthal“, die im Schloss Schwetzingen gezeigt wurde.
Frankenthal im 19. Jahrhundert und die Industrialisierung
Dieter Schiffmann beleuchtet die „zweite“ bayerische Epoche Frankenthals und widmet sich dem Bericht des Kantonsarztes Dr. Julius Bettinger aus dem Jahr 1861. Bettingers Darstellung des Lebensalltags in Frankenthal – von Bodenstruktur und Klima bis hin zu kuriosen Details wie der „Neigung zum Baden“ – erweckt die Zeit vor der Industrialisierung auf lebendige Weise zum Leben.
Einen Schritt weiter führt Dieter Königs Beitrag zur Industrialisierung. Am Beispiel der Firmen KK & K sowie Keller & Sohn zeigt er, wie sich durch den Ausbau der Stadt die Voraussetzungen für die Ansiedlung großer Maschinenbaufirmen ergaben. Hierfür stützt sich König auf bislang unveröffentlichte Quellen.
Darüber hinaus widmet sich König in einem weiteren Beitrag dem Frankenthaler Heimatdichter Jakob Schatz (1877-1964), den er persönlich kannte. Durch Archivfunde und eigene Erinnerungen lässt er Schatz‘ Werk und Wirken wieder aufleben.
Der neue Band „Frankenthal einst und jetzt“ bietet mit zahlreichen Illustrationen und fundierten Beiträgen einen vielseitigen Rückblick auf Frankenthals Geschichte. Das Buch ist für 6,50 Euro bei Thalia am Rathausplatz und beim Bürgerservice erhältlich.
Mehr zur Arbeit des Stadtarchivs ist unter www.frankenthal.de/stadtarchiv zu finden.
Quelle: Stadt Frankenthal