Speyer – In der Schlussrunde des Wettbewerbs um die Hans-Purrmann-Preise der Stadt Speyer für Bildende Kunst 2023 hat die hochkarätige Künstlerjury, der neben Kristina Buch (Cambridge/Karlsruhe), Leiko Ikemura (Berlin/Köln), Karin Kneffel (Düsseldorf/München), Marcel Odenbach (Köln), Martin Liebscher (Berlin/Offenbach) und Ben Willikens (Stuttgart) auch der Direktor des Wilhelm-Hack-Museums Ludwigshafen, René Zechlin, angehört, am heutigen Tag über die eingereichten Originalarbeiten der vorausgewählten Künstlerinnen und Künstler für den „Großen Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer“ und den Förderpreis „Hans-Purrmann-Preis für Bildende Kunst der Stadt Speyer“ eingehend beraten.
Nach langer und intensiver Diskussion hat sich die Gesamtjury unter der Sitzungsleitung von Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und dem Kunsthistoriker Prof. Dr. Andreas Bee dafür ausgesprochen, die Hans-Purrmann-Preise der Stadt Speyer wie folgt zu vergeben:
Der Große Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer geht an Yalda Afsah
Bei der sechsten Auflage geht der von der Hans Purrmann Stiftung ins Leben gerufene „Große Hans Purrmann-Preis der Stadt Speyer“ an Yalda Afsah. Der Große Preis zählt mit einem Preisgeld von 20.000 Euro sowie einer eigenen Katalogpublikation zu den höchstdotierten deutschen Kunstpreisen. Honoriert werden soll eine individuelle künstlerische Leistung, die eine eigenständig gefundene und konsequent verfolgte Thematik ausdrückt.
Die 1983 in Berlin geborene deutsch-iranische Künstlerin und Filmemacherin Yalda Afsah studierte an der Burg Giebichenstein Hochschule Halle und der Universität der Künste Berlin. Sie präsentierte ihre Arbeiten im Rahmen verschiedener Ausstellungen und Filmfestivals, darunter Manifesta 13, Locarno Film Festival, New York Film Festival, Berlinische Galerie, Institute of Contemporary Arts London und Neuer Berliner Kunstverein. 2022 zeigte sie zwei Solo Ausstellungen im Kunstverein München und der Halle für Kunst Steiermark. Seit 2019 ist sie Mentorin beim Berlin program for artists (BPA).
Mit Yalda Afsah prämiert die Jury eine Filmemacherin, deren künstlerische Arbeit sich oftmals an der Schnittstelle zwischen Dokumentation und Inszenierung bewegt.
In den letzten Jahren hat sie sich auf die Interaktion zwischen Mensch und Tier konzentriert. In verschiedenen Werkserien stellt sie die Frage nach der Natürlichkeit menschlicher Kontrolle und nach der Künstlichkeit, welche diese Dominanz über das Tier im Falle der Dressur ausstrahlt. Dabei interessiert sie besonders die Art der Machtausübung und Kontrolle, welche Motivation dahintersteht und wie sich das Verhältnis der menschlichen und tierischen Akteure untereinander definiert.
Besonders überzeugt hat die Jury ein Film, in der Taubenflugkunst thematisiert wird. Dabei geht es um extrem ästhetische, jedoch scheinbar widernatürliche Bewegungen. Dem Training der Tauben liegt jedoch keine unmittelbare physische Interaktion zugrunde, denn im Flug bleibt die Taube frei in ihren Bewegungsabläufen.
Für den „Großen Hans Purrmann-Preis der Stadt Speyer“ wurde sie vorgeschlagen von Dr. Bettina Ruhrberg.
Catherine Sanke gewinnt den Förderpreis „Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer für Bildende Kunst“
Der Förderpreis „Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer für Bildende Kunst“ wurde 1965 anlässlich des 85. Geburtstages von Hans Purrmann von der Stadt Speyer gestiftet und wird bereits zum 21. Mal vergeben. Der mit 6.000 Euro und einer eigenen Katalogpublikation dotierte Förderpreis soll, so der ausdrückliche Wunsch von Hans Purrmann, an förderungswürdige junge Künstlerinnen und Künstler verliehen werden, die einen europäischen Blick und Bezug, aber auch einen Bogen von europäischen Metropolen und ländlichen Räumen aufweisen. Die Auszeichnungen erhält die 1990 in Berlin geborene Catherine Sanke.
Nach einer Ausbildung zur Holzbildhauerin studierte Catherine Sanke von 2013 bis 2020 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Bildhauerei in der Fachklasse Keramik (Abschluss Diplom). Catherine erhielt zahlreiche Stipendien und nimmt an Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland teil. 2020 gewann sie den Perron-Kunstpreis für Nachwuchskünstler in der Sparte Porzellan.
Überzeugt hat die Jury Catherine Sankes Installation „In Nacht und Eis“ aus dem Jahre 2020: Eine Sammlung von Karteikästen, ein künstlerisches Archiv des Eises. Ausgangspunkt waren die Reisetagebücher der Nordpol-Expedition Fridtjof Nansens von 1893-96. Das in den Aufzeichnungen festgehaltene Erlebnis wird in künstlerischen Reflexionen strukturiert, geordnet und abgelegt. Die Monochromie der Eiswüste ist in Schwarz gespiegelt, die Niederschrift des Erlebten durch den Einsatz des Langlebigen keramischen Materials dauerhaft in den Zettelkästen konserviert. Man taucht ein in eine Bibliothek, eine Privatsammlung, ein Archiv der Stille.
Die Preisverleihung
Die feierliche Preisverleihung findet am morgigen Samstag, 11. Februar 2023, um 16 Uhr im Historischen Ratssaal Speyer statt. Die Festreden halten Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und Prof. Dr. Rainer Stamm, Direktor des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg.
Ausstellung zum Wettbewerb um die Hans-Purrmann-Preise 2023 erstmals mit Begleitprogramm
Den jeweils acht Nominierten für den „Großen Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer“, neben Yalda Afsah, Florence Jung, Leon Kahane, John Skoog, Nora Turato, Anna Virnich, Julius von Bismarck, Jonas Weichsel, sowie für den Förderpreis „Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer für Bildende Kunst“, neben Catherine Sanke, Tornike Abuladze, Tobias Becker, Maximilian Bernhard, Maria Braune, Hannah Gahlert, Valentina Jaffé und Manuel Wagner, richtet die Stadt Speyer im Kulturhof Flachsgasse vom 11. Februar bis zum 12. März 2023 eine Ausstellung aus. Diese kann bei freiem Eintritt jeweils donnerstags bis sonntags von 11 Uhr bis 18 Uhr besichtigt werden.
Begleitend zur Ausstellung lädt die Stadt Speyer erstmals zu einer Reihe von Veranstaltungen ein:
Am Sonntag, 19. Februar 2023 und 5. März 2023, findet jeweils um 11.30 Uhr eine öffentliche Führung durch die Ausstellung mit der Kunsthistorikerin Ursula Dann statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Am Sonntag, 26. Februar 2023 und 12. März 2023, zeigt das Kinocenter Theaterhaus Speyer jeweils um 16 Uhr den Film SÄSONG (RIDGE) des für den „Großen Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer“ nominierten Künstlers John Skoog. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung unter www.speyer.de/saesong ist erforderlich.
Parallel zur Ausstellung ist die Maximilianstraße, die Hauptgeschäftsstraße der Stadt Speyer, mit den Wettbewerbsarbeiten der Preisträgerinnen und Preisträger aus den Jahren 2012 bis 2021 beflaggt.
Ein ausführlicher Flyer zum Fahnenprojekt mit Informationen zu den künstlerisch gestalteten Fahnen sowie den Künstlerinnen und Künstlern ist im Kulturhof Flachsgasse, im Museum Purrmann-Haus oder bei der Tourist-Information der Stadt Speyer erhältlich.
Der Namensgeber Hans Purrmann
Die beiden Preise werden in Erinnerung an den 1880 in Speyer geborenen Maler Hans Purrmann von der Stadt Speyer und der Hans Purrmann Stiftung getragen.
Hans Purrmann war Schüler von Franz von Stuck und Mitglied der „Berliner Secession“. In Paris zählte er zu den Gründungsmitgliedern der „Académie Matisse“. Mit seinem Lehrer Henri Matisse blieb er lebenslang freundschaftlich verbunden. Es folgten Jahre des künstlerischen Erfolgs in Deutschland, Italien und im Tessin. Hans Purrmann gilt als der große Kolorist Deutschlands im 20. Jahrhundert.
Die Konzeption der beiden Preise orientiert sich an Purrmanns Selbstverständnis und Lebensdynamik: leidenschaftlicher Antrieb, hohe Risikobereitschaft, Mut zum Experiment, Offenheit, Klarheit und Kraft in Farbe und Form und ein europäischer Horizont sind die herausragenden Merkmale, die in die Gegenwart zu übersetzen sind.
Quelle: Stadt Speyer