Brezeln, Bier und MajestätenDas Speyerer Brezelfest ist das größte Volksfest am Oberrhein und hat seit 2021 sogar seinen eigenen Krimi

Speyer – Auf einem Foto oberhalb der Eingangstür zur Brezelbäckerei Berzel (Lauergasse 6 in Speyer) räkelt sich tiefenentspannt Alessio, der Sohn von Patrick Blau. Patrick, ein ausgebildeter Bankkaufmann, hatte die Traditionsbäckerei, die sein Großvater Johann Berzel gegründet hatte, vor sechs Jahren übernommen und so vor der Schließung bewahrt.

Das am 7. Juli beginnende 83. Brezelfest, das mit rund 300.000 Besuchern größte Volksfest am Oberrhein, muss deshalb auch nach der wegen Corona verordneten zweijährigen Pause nicht auf diese mit viel Handarbeit täglich frisch und ohne Konservierungsstoffe gebackenen Brezel-Spezialitäten verzichten. „Wir freuen ist riesig drauf, dass es endlich wieder losgeht“, sagt Blau. 

Viele Freunde und Verwandte werden in dieser Woche seine drei festangestellten und 15 Aushilfskräfte tatkräftig unterstützen. Wer Blau in seiner Manufaktur in der Lauergasse 6 zuschaut, wie er in Sekundenbruchteil mit einer speziellen Wurftechnik die Schlingen der Berzel-Brezeln formt, der wird nicht daran zweifeln, dass Blau und sein Team die prognostizierte Menge von rund 30.000 Brezeln für das Fest wird liefern können – als Einzelstücke oder in den traditionellen 5er- oder 10er-Ringen. Nebst einem erweiterten Sortiment aus Käse-Speck-Talern, Laugen- und Sesamstangen, Herzbrezeln u.a.m. 

Ein Fest von Speyerern für Speyrer – und einen „Festkrimi“ gibt es auch…

Im letzten Jahr wurden Blaus Laugen-Spezialitäten sogar literarische Ehren zuteil. Der Speyerer Krimiautor Uwe Ittensohn, ein ehemaliger Finanzanalyst, liebt das Gebäck aus der Lauergasse und verewigte es in seinem Roman „Festbierleichen“, dessen spannend-amüsante Handlung sich rund um das Speyerer Brezelfest dreht. „Die Speyerer lieben ihre original Berzel-Brezeln, die anders als die üblichen Brezeln, die Land auf, Land ab in den Bäckerläden angeboten wurden, kompakter und weniger hefig aufgeblasen sind“, heißt es im Roman. 

Die Brezel ist das Wahrzeichen der Dom-, Kaiser- und SchUM-Stadt Speyer und Namensgeber des Volksfestes, das vor allem auch ein Bierfest ist. Es ist, auch das eine Besonderheit, ein Fest von Speyerern für Speyerer. „Alles geschieht ehrenamtlich“, erzählt Franz Hammer, der Marktmeister des Fests. Seit 1910 wird es vom Verkehrsverein Speyer e.V. und seiner Tochtergesellschaft, der Verkehrsverein Veranstaltungs GmbH, organisiert und ausgerichtet. Der Verein hat heute rund 600 Mitglieder. „Da kommen schnell so um die 5000 Arbeitsstunden und mehr zusammen“, sagt Hammer. „Aber ohne die vielen Helferinnen und Helfer und die Unterstützung der Stadt wäre selbst das noch nicht ausreichend“, lobt der Marktmeister diese Gemeinschaftsinitiative der Speyerer Bürger. 

Eine Lautstärke von 108 Dezibel machte Anne-Susann Sperling 2019 zur Brezelkönigin

Über allem thront Ihre Majestät Anne-Susann Sperling, die zweite Königin des Speyerer Brezelfestes. Mit einem ohrenbetäubenden Applaus von 108 Dezibel hatte sie sich 2019 im Finale gegen ihre Mitbewerberin Natascha Dorn durchgesetzt. Die Lautstärke ist Trumpf bei dieser Wahl der Majestäten. Ittensohn beschreibt das wunderbar in seinem Krimi, als er Irina, die Mitbewohnerin seines Roman-Alter-Egos André Sartorius, ins Rennen um die Brezel-Krone schickt. 

Dichtung und Wahrheit: Melanie Weiler und Stefanie Seiler

Den legendären Anstich des Bierfests führt in seinem Roman Oberbürgermeisterin Melanie Weiler durch, unschwer identifizierbar als Speyers wahre OB Stefanie Seiler. Nur der Bierlieferant, der im Roman „Festbierleichen“ das Epizentrum des Geschehens ist, der ist in Fiktion und Realität gleich: es ist die Mannheimer Privatbrauerei Eichbaum. 

Zu den Höhepunkten des Fests zählt einmal mehr der traditionelle Brezelfestumzug, der sich am 10. Juli (dem Festsonntag) mit seinen erwarteten 1800 Teilnehmern „wie ein Lindwurm“ durch die Straßen der Stadt schlängeln wird. 

Künstlerbild zum Brezelfest für einen guten Zweck

Das offizielle Künstlerbild (Acryl, 60 x 60 cm auf Leinwand) zum Fest hat – nach 1998 – zum zweiten Mal das „Speyerer Urgestein“ Johannes Doerr entworfen. Doerr, ein gelernter Schriftsetzer, war 21 Jahre Mitglied im Stadtrat und zudem Vorstandsmitglied im Kunstverein Speyer. 

Alle Einnahmen aus dem Verkauf von Festprodukten mit dem Bild und aus der Bildversteigerung werden von der Speyerer Charity-Institution Round Table 63 traditionell an ein karitatives Projekt gespendet. Doerrs fröhlich-impressionistische Darstellung des Festumzugs, des Riesenrads, des Doms und der Festgäste dürfte in diesem Jahr für einen besonders ansehnlichen Versteigerungs-Erlös sorgen.  

Lebensfrohe Festgäste auf den Spuren der Festbierleichen

Wer sich vorab auf eine ebenso ungewöhnliche wie unterhaltsame Weise auf das Brezelfest 2022 einstimmen möchte, dem sei die 405seitige Lektüre der „Festbierleichen“ empfohlen. Alle Schauplätze wie das Festzelt, die Domschänke, das Woiständl aber auch die Geisterbahn „Godzilla“ und insbesondere das Riesenrad und der Autoscooter sind hier die von Autor Ittensohn kenntnisreich beschriebenen Schauplätze des Geschehens. Die Leser des Krimis können dann vom 7. bis 12. Juli ganz entspannt als lebensfrohe Festgäste an den Originalorten des Romans sein und die Brezeln und das Bier genießen. Die Festbierleichen bleiben währenddessen sicher zwischen den Buchdeckeln verpackt. 

Weitere Informationen zum Speyerer Brezelfest gibt es unter https://www.speyerer-brezelfest.de 

Weitere Informationen zur Dom-, Kaiser- und SchUM-Stadt Speyer gibt es bei der Tourist-Information Speyer, Maximilianstr. 13, 67346 Speyer, Tel: +49 (0)6232 142392; E-Mail; touristinformation@stadt-speyer.de 


Quelle: gika-press Giesbert Karnebogen