Lambrecht – „Es wird heute eher übereinander statt miteinander gesprochen. Vielfach wird gemutmaßt, anstatt dass etwas geklärt wird. Das ist oft nicht hilfreich und führt selten zu zufriedenstellenden Ergebnissen. Vielmehr sollten sich alle Gestalter untereinander kennen und Wichtiges rasch und direkt abstimmen“, findet Geschäftsleiter Lars Mattil. Daher lud er bei Jola Spezialschalter am 23. September 2024 zum „Treffen der Lambrechter Gestalter“ ein.

Ein neuer Bürgermeister, eine neue Pfarrerin, Umbesetzungen in den Firmen, Verwaltungen und Vereinen, neue Unternehmer in der Stadt – neue Gestalter(innen) ergänzen oder ersetzen die bisher bekannten Gesichter. Wenn sie alle an einem Strang ziehen, können sie in Lambrecht einiges bewegen und positive Impulse in Richtung Zukunft setzen.

Dieses richtete sich an Vorsitzende, Vorstände, Leitungen etc. der Lambrechter Organisationen und weiteren Gestaltern und ermöglichte ihnen ein Kennenlernen. Und tatsächlich nutzten 36 Vertreter aus Unternehmen, Politik, Kirche, Vereinen und weiteren Institutionen, aber auch die „Zugpferde“ von Einzelinitiativen die Möglichkeit der Vernetzung.

Denn in Zeiten der weltweit fast unbegrenzten Interaktionsmöglichkeiten ist die Kommunikation am Ort des Geschehens leider ins Hintertreffen geraten. Früher kannten sich alle, waren oft schon zusammen in die Schule gegangen und hatten kurze, direkte Wege der An- und Aussprache. Dies ist heute oft nicht mehr so und steht dem Fortschritt und Fortschreiten im Weg. Wenn allerdings alle Akteure an einem Strang ziehen, können sie einiges bewegen und positive Impulse in Richtung Zukunft setzen.

Lambrecht - Luftaufnahme (Foto: Jola Spezialschalter)
Lambrecht – Luftaufnahme (Foto: Jola Spezialschalter)

Die Stärkung der lokalen Gemeinschaft ist auch im Kontext der Nachhaltigkeit von großer Bedeutung. Deshalb wurde der Termin in gleich zwei Nachhaltigkeitsaktionen eingebettet, und zwar die „Deutschen Aktionstage Nachhaltigkeit“ und die „Europäische Nachhaltigkeitswoche“. Die Aktion ist insofern als eine Maßnahme zum Ziel 17 „Partnerschaften zur Erreichung der Ziele“ der berühmten strategischen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Vereinten Nationen aus der „Agenda 2030“ zu verstehen.

Auf der Agenda stand schlicht und einfach eine kurze Vorstellung der anwesenden Organisationen bzw. Aktionen/Projekte und ihrer Ziele. So konnten alle erfahren, wer sich womit beschäftigt, Gleichgesinnte finden und unmittelbar ins Gespräch kommen.

Dem Gastgeber Lars Mattil lag dabei ganz besonders der notwendige Optimismus am Herzen. In seinem Impulsvortrag erinnerte er daran, dass Lambrecht seinen wirtschaftlichen Aufschwung den in der Mitte des 16. Jahrhunderts eingewanderten Wallonen verdankte, die ihr Handwerk – die Tuchmacherei – mitbrachten und im Laufe der Zeit, vor allem während der Industrialisierung, konsequent ausbauten. So waren im Laufe der Zeit Fabriken entstanden, die dem größten Teil der Bevölkerung Brot und Arbeit gaben. Seit diese allerdings in den 1960er-Jahren im Zuge des Niedergangs der deutschen Textilindustrie schließen mussten, ist in Lambrecht eine große Lethargie eingekehrt, eine „Man-kann-sowieso-nichts-machen-Stimmung“. Um dieser entgegenzuwirken und die Gegenwart und Zukunft in die Hand zu nehmen, gab es allerdings immer wieder gestalterische Ansätze. Einer davon war das vier Mal jährlich stattfindende Seminar „Standort-Marketing für die Verbandsgemeinde Lambrecht“, von dem 1998 bis 2004 zahlreiche positive Impulse ausgingen. Lars Mattil und sein Vater Volker Mattil waren damals Teil eines Arbeitskreises und bewerteten die gemeinschaftlichen Aktionen als durch die Bank weg positiv. Mattil ist davon überzeugt, dass ein Strukturwandel für Lambrecht nicht nur sinnvoll, sondern notwendig ist. Insofern freute er sich darüber, dass sowohl das Kennenlernen als auch das freundliche Ins-Gespräch-Kommen bei der Veranstaltung funktionierten.

Lars Mattil (Foto: Jola Spezialschalter)
Lars Mattil (Foto: Jola Spezialschalter)

Etliche Teilnehmer nannten diverse Vorzüge Lambrechts – seien es die schöne Natur, verschiedene Sport- und Erholungsmöglichkeiten, die gute Bahnanbindung, kulturelle Schätze oder auch die ausreichende Nachfrage für Geschäftsmodelle wie beispielsweise die Vermietung von Räumen. Daneben wurde angemerkt, dass viele Lambrechter Unternehmen und Gewerbetreibende geschäftlich aktiv und lokal verbunden seien und sich auf die eine oder andere Art einbringen würden. Unternehmer Michael Hellenbrand berichtete beispielsweise von der Anschaffung moderner Fertigungstechnologie, worauf seine Frau ergänzte, dass das Engagement bereits bei der Förderung von Kindern ansetzen würde. Auf der Haben-Seite stand auch die Tätigkeit vieler Freiwilliger – ob in Vereinen organisiert oder unabhängig agierend, beispielsweise mit privaten Ausstellungen oder Museen. Die Finanzierung vieler Initiativen scheint interessanterweise kein größeres Problem darzustellen. Doch oft fehlten die Menschen in Form von Mitarbeitern, Ehrenamtlichen, Teilnehmern oder Publikum. Hier müsse die Kommunikation erweitert und nach neuen Wegen gesucht werden. In Sachen persönliche Ansprache ist offenbar auch mehr drin, denn sowohl die beiden Bürgermeister als auch die neue protestantische Pfarrerin wünschten sich, dass mehr Lambrechter auf sie zukämen und das Gespräch mit ihnen suchten. Schließlich erzählte Reinhard H. Winkler – der stellvertretende Museumsleiter des Pfalzbahnmuseums Neustadt/Weinstraße – von der jüngst erfolgten Gründung des gemeinnützigen Vereins „Industriekultur RLP“, der eine Route besuchenswerter Industriestätten in Rheinland-Pfalz etablieren möchte und sich auch für Lambrecht, die ehemalige „Tuchmacherstadt“ interessiert. Dazu hatte er bereits vor einigen Monaten mit Gerald Lehmann (Weber-Museum Lindenberg) und Lars Mattil als Fabrikanten-Nachfahren (Tuchfabrik Gebrüder Haas) Kontakt aufgenommen. Somit könnte die Beschäftigung mit der Vergangenheit neue Chancen für den Tourismus morgen mit sich bringen.

Was die Ziele für die Zukunft angeht, fehlte allerdings noch der gemeinsame Nenner. Momentan gebe es keine gemeinsame Vision, was in Zukunft angestrebt werden solle. Dies könnte den Ansatz für eine weitere Veranstaltung darstellen. Dazu bot sich der in Lambrecht lebende Kommunikationsspezialist Norbert C. Korte bereits als Moderator an. Und auch Lars Mattil sagte bereits seine Unterstützung zu, falls eine Fortsetzung gewünscht würde.


Quelle: Jola Spezialschalter GmbH & Co. KG