Neustadt an der Weinstraße – „Die Pfalz und die Pfälzer“, ein Buchtitel August Beckers, war am 7. Oktober 2023 das Motto der 57. Großen Pfalzweinprobe der Weinbruderschaft der Pfalz. Diese lag wieder in den bewährten Händen von Ordenskellermeister Thomas Weihl, der die Genussreise mit 21 Weinen zusammengestellt hatte und jeweils mit Zitaten aus dem Werk des pfälzischen Volkskundlers würzte.
An seiner Seite saß seine Tochter Charlotte Weihl, die am Tag zuvor zur Pfälzischen Weinkönigin gekürt wurde. Zu Beginn der Veranstaltung zog diese in den mit über tausend Menschen vollbesetzten Saalbau traditionell mit ihren Prinzessinnen Laura Götze und Hanna Spies ein, geführt von Bruderschaftsmeister Michael Landgraf.
Eröffnet wurde die Pfalzweinprobe durch den Ordensmeister der Weinbruderschaft, Oliver Stiess, der Ehrengäste aus der Politik, Gesellschaft und Kultur begrüßte, so auch den Schriftsteller Ilija Trojanow.
Der Verkostungsreigen begann mit einem Weißburgunder Sekt von Leonhard Zeter aus Diedesfeld, der beim Festival „Wein am Dom“ 2023 den ersten Platz belegte. Es folgten eine Reihe von Rotweinen, bei dem der erste gleich pfälzischen Forschergeist offenbarte: ein trocken-samtiger 2022er Pinot-Wildsämling „Schranks Wildrebe“ von Ökonomierat Edwin Schrank aus Dackenheim. Zart, rund und mit einem Hauch von Cassis wirkte der 2019er Rotwein Cuvée Merlot und Cabernet MC des Weinguts Heintz aus Minfeld. Der nächste Tropfen stammte aus einem Keller, der seit Jahrzehnten als Vorreiter für hochwertige Spätburgunder gilt: ein Spätburgunder Rotwein „Muschelkalk“ trocken vom Weingut Dr. Wehrheim in Birkweiler. Die erfolgreichen Jungwinzer der Region vertritt das Weingut Fleischmann-Krieger in Roth unter Rietburg mit einem elegant-aromatischen Cabernet Sauvignion Merlot Rosé trocken. Vom Weingut der aktuellen Leininger Weingräfin in Battenberg stammte ein erfrischender Sausenheimer Honigsack Pinot Noir Blanc de Noir. Dem folgte ein überzeugend hochwertiger Literwein, ein 2021er Kerner Qualitätswein trocken von Hubert Müller in Maikammer, der wenig Säure und eine schöne Würze hat. Experimentelles wurde mit einem wunderbar mundenden Viognier vom Bockenheimer Grafenstück kredenzt, einem Versuchswein von der Rhone mit Aprikosenaroma, ausgebaut vom Bockenheimer Weingut Sonnenhof. Von einer Jury zum Neustadter Gästeführerwein 2023 gekürt wurde der 2022er Königsbacher Reiterpfad Cabernet Blanc vom Weingut Hammer-Sommer, ein fruchtiger Piwi mit leichter Paprikanote, der am besten an heißen Tagen schmeckt. Es folgte ein für die Südpfalz typischer 2022er Sauvignon blanc vom Weingut Stefan Fischer in Schweighofen sowie der goldprämierte 2022er Mußbacher Weißburgunder halbtrocken des Weinguts Heinrich und Christoph Klohr in Gimmeldingen. Vom VDP-Weingut Jülg in Schweigen war ein elegant-fruchtiger 2021er Grauburgunder trocken im Glas, der als hochwertiger Essensbegleiter empfohlen wurde, gefolgt von einem 2022er Pleisweiler-Oberhofener trockener Chadonnay vom Weingut Willker. Fünf Rieslinge wurden nun serviert, beginnend mit dem „Jubiläumswein 2022“ des Winzervereins Deidesheim, der mit 125 Jahren ältesten Winzergenossenschaft der Pfalz. Im Glas waren der Gewinner „Best of Riesling“, ein spritziger 2022er Weißer Riesling trocken vom Gimmeldinger Weingut Peter Stolleis, das in Händen des erfolgreichen Jungwinzer Hanns-Christoph liegt. Ebenfalls Weiße Rieslinge präsentierte das Heuchelheim-Klingener Weingut Rinck, das Weingut Achim Magin in Forst, das mit dem Namen „Eruption“ an den vulkanischen Basaltboden erinnert, sowie das Zellertaler Weingut Janson Bernhard mit dem 2020er Schwarzen Herrgott „Unterm Kreuz“. Als hervorragender Begleiter zu Süßspeisen oder Käse offenbarte sich der 2022er Herxheimer Gewürztraminer vom Weingut Anton ebenso, wie eine 2022er Leistadter Solaris Auslese vom Weingut Friedhelm Neu. Den Abschluss bildete eine 2021er Rieslaner Beerenauslese vom Kirrweilerer Weingut Herrmann Zöller.
Im Verlauf des Abends sprachen die neue Pfälzische Weinkönigin Charlotte Weihl, der pfälzische Weinbaupräsident Reinhold Hörner sowie Oberbürgermeister Marc Weigel und Wolfgang Narjes, der Ehrenpräsident der Gemeinschaft deutschsprachiger Weinbruderschaften, Grußworte. Die musikalische Begleitung lag in den bewährten Händen von Willi Brausch, der das Publikum wieder mitriss. Bei seinen Dankesworte am Ende hob Ordenskanzler Karl-Heinz Bauer unter den Organisatoren besonders Gerd Losem sowie die Vorstände Peter Döngi und Thomas Huber hervor. Ein besonderes Lob ging an den Ausschank, den auf bewährte Weise die Trachtengruppe Neustadt aus den Ortsteilen Duttweiler, Hambach und Mußbach übernommen hatte, diesmal unterstützt von einer Delegation aus Neustadts Partnerstadt Macon.
Quelle: Michael Landgraf