Kaiserslautern – „Es ist eine wunderbare Ausstellung, auf die Sie sich freuen dürfen“, versprach Steffen Egle, Direktor des mpk, Museums Pfalzgalerie Kaiserslautern, den zahlreichen Gästen der Eröffnung der Schau „Max Liebermann (1847-1935) – Zeichnungen aus dem Berliner Kupferstichkabinett“.
Die 52 Leihgaben kämen aus Deutschlands größtem Kabinett. Die Kooperation sei eine klassische Win-win-Situation. Kurator Dr. Sören Fischer, der die Graphische Sammlung des mpk leitet, habe aus dem riesigen Konvolut an Liebermann-Zeichnungen auswählen dürfen und Berlin gebe damit etwas zurück, denn die Bundesländer förderten finanziell die Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, zu dem das Kupferstichkabinett gehöre. Neben den Zeichnungen aus Berlin, die „uns ganz nah an Liebermann heranbringen“, zeige das mpk Druckgraphiken aus eigenem Bestand. Ohne den Kooperationspartner würde es diese Ausstellung nicht geben. Er dankte dem Leihgeber, den Freunden des mpk und der Meisterschule für Handwerker, die das Projekt mit Malerarbeiten unterstützt habe.
„Man spürt, wie sehr das mpk in die Stadt hinausstrahlt und die Menschen ins Museum des Bezirksverbands Pfalz kommen“, sagte Bezirkstagsvorsitzender Hans-Ulrich Ihlenfeld angesichts der großen Resonanz des Publikums. Er riet, sich „Muße zu nehmen, um in das beeindruckende Werk und den Menschen Max Liebermann einzutauchen“. Die Zeichnungen würden genügen, man brauche gar nicht seine farbigen Gemälde. „Ich denke, hier ist etwas Großes geleistet worden, das weit über Kaiserslautern hinausgeht“, sagte er anerkennend zum Team des mpk. Obwohl Max Liebermann als Maler bekannt sei, zeige man in der Ausstellung die Welt eines großen Zeichners, so Dr. Sören Fischer. Das Selbstbildnis von 1906 stelle dar, wie er sich beim Zeichnen beobachtet habe. Neben seinem Gesicht habe er auch zwei völlig isolierte Augen gezeichnet. Und er verwies darauf, dass die Graphische Sammlung mit ihren Schätzen in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiere. Liebermann sei uns bekannt über das Licht, dass er in Frankreich entdeckt und es mit Max Slevogt in Deutschland verbreitet habe. „In der Ausstellung war mir wichtig, eine Geschichte zu erzählen“, merkte Fischer an. Seine Frau Martha, die das Erbe ihres Mannes bewahrt habe, sei vom Nationalsozialismus in höchstem Maß bedroht gewesen. Es sei alles beschlagnahmt worden; vor ihrer Deportation habe sie 1943 Suizid begangen. Er kündigte an, dass es ein umfangreiches Begleitprogramm zur Ausstellung geben werde.
Anna Marie Pfäfflin, Kuratorin des Kupferstichkabinetts, freute sich, dass im mpk fast die Hälfte des Bestands von 117 Zeichnungen des Künstlers zu sehen sei. Es besitze Werke aus allen Schaffensphasen vom Realismus über den Impressionismus bis hin zu Darstellungen von Freizeitvergnügungen und Trendsportarten. Das Kupferstichkabinett erwerbe seit 1896 Zeichnungen von Max Liebermann und habe sie auch als Geschenk erhalten. Zuletzt sei 2020 das Skizzenbuch hinzugekommen, das in der Ausstellung zu sehen sei. Wie lebendig der Künstler sprach, konnte man dank eines dreiminütigen Tondokuments des fast 85-Jährigen, eine fast 100-jährige Radiosendung für Kinder, hören. Niayesh Forghani gestaltete die Eröffnung mit ihrer Gitarre.
Die Ausstellung ist bis 19. Januar donnerstags von 11 bis 20 Uhr und dienstags, mittwochs, freitags, samstags, sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Als Begleitprogramm gibt es neben Kuratorenführungen am 7. November, 5. Dezember und 9. Januar, jeweils um 18 Uhr, unter anderem am 23. Oktober um 16 Uhr die inklusive Führung „Bei Anruf Kultur“, am 28. November um 19 Uhr die „Klangfarben“-Veranstaltung „Das Leben ist gar nicht so, es ist ganz anders“ mit Chansons und Texten von Kurt Tucholsky und am 16. Januar um 19 Uhr die „Klangfarben“-Lesung „Dem Paradies so fern“, die sich um das Schicksal von Martha Liebermann dreht. Weitere Infos unter www.mpk.de.
Quelle: Bezirksverband Pfalz