Kaiserslautern – Mit der ersten großen Retrospektive in Deutschland würdigt das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern (mpk) ab dem 28.10.2023 die farbenfroh-sinnliche Malerei des jüdischen Malers Rudolf Levy (1875 – 1944). Das mpk feiert mit dieser Schau die Wiederentdeckung eines zu Unrecht aus dem Kunstkanon gefallenen Meisters der Klassischen Moderne. Rund 50 Gemälde des Matisse-Schülers versammelt die Ausstellung, die in Kooperation mit den Uffizien realisiert wurde, darunter Leihgaben aus namhaften öffentlichen und privaten Sammlungen. Die Retrospektive „Rudolf Levy (1875 – 1944). Magier der Farbe“, die unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht, ist bis zum 25. Februar 2024 zu sehen (wurde vom 11. auf den 25. Februar verlängert).

Rudolf Levy war in den 1910er-Jahren eine zentrale Figur der Münchner und Pariser Avantgarde und feierte mit seinen farbkräftigen Bildnissen, Landschaften und Stillleben im Berlin der 1920er-Jahre große Erfolge, unter anderem in der legendären Galerie Flechtheim. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte zu einem jähen Karriereende und zwang den Maler zur Flucht. Nach einer Odyssee in die USA und durch Italien konnte Levy sich schließlich in Florenz niederlassen, wo sein Schaffen einen eindrucksvollen Höhepunkt erlebte, bevor er 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde.

Levy-Jahr 80 Jahre nach dem Tod des Künstlers in Ausschwitz

Versuche in den 1950er-Jahren, das Werk wieder einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen – unter anderem durch eine Wanderausstellung, die 1954 in Kaiserslautern Station machte – waren nur bedingt erfolgreich. So ist das mpk nun das erste deutsche Ausstellungshaus, das dem Werk und Leben von Rudolf Levy eine umfangreiche monographische Ausstellung widmet, nachdem die Uffizien in einer Schau bereits zu Beginn dieses Jahres vor allem die Exilzeit des Malers profiliert hatten. Die Kooperation beider Häuser unterstreicht die internationale Bedeutung, die die Beschäftigung mit Levy hat. Knapp 80 Jahre nach dem Tod findet der Maler in einem Levy-Jahr somit wieder die angemessene Beachtung.

Farbenprächtige Stillleben, magische Porträts

Die Kaiserslauterer Ausstellung zeichnet die künstlerische Laufbahn und bewegte Biographie Levys nach. Das besondere Augenmerk liegt auf der malerischen Entwicklung: Die Besucherinnen und Besucher können einen experimentierfreudigen Vertreter der Avantgarde erleben, der seine künstlerischen Einflüsse zu einem individuellen Stil mit hohem Wiedererkennungswert verschmilzt.

Farbenfrohe Stillleben stehen in Levys Werk neben atmosphärischen Landschaften und magischen Porträts. Der Kolorismus und die heitere Grundstimmung vieler Gemälde stehen dabei im Gegensatz zu den zunehmend unmenschlichen politischen Rahmenbedingungen, in denen sie entstanden. Die Ausstellung gibt – vermittelt durch Fotografien, Film und zeithistorische Dokumente – Einblicke in diese Kontexte, die im Pariser Café du Dôme am Vorabend des Ersten Weltkriegs und in den frühen Jahren der Weimarer Republik noch von großer Lebenslust und einem reichen kulturellen Leben geprägt waren.

Das Museum als Erinnerungsort

Zentrum und Ausgangspunkt der Ausstellung ist das letzte Selbstporträt Levys, das sich seit 1954 im Besitz des mpk befindet. In der Ausstellung wird dieses späte Meisterwerk in Gegenüberstellung mit einer eigens gewidmeten Arbeit von Edmund de Waal präsentiert. Durch diese zeitgenössische Intervention des international gefeierten Keramikkünstlers entsteht ein besonderer Erinnerungsort für Rudolf Levy. So leistet die Retrospektive auch einen wichtigen Beitrag zum Gedenken an die Opfer des Holocaust und zur Erinnerungskultur.

Begleitpublikation

Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Begleitpublikation, die durch einen Studientag vorbereitet wurde und die neuesten Erkenntnisse zur Levy-Forschung enthält. Das Buch öffnet den Blick auf einen Künstler europäischen Ranges. Beiträge namhafter Autorinnen und Autoren geben Einblick in das künstlerische Kaleidoskop seiner Zeit und beleuchten Levys Schicksal als verfolgter Künstler und Jude, die Jahre im Florentiner Exil sowie die Rezeption und Re-Kanonisierung seiner Kunst in der jungen Bundesrepublik. Der Katalog erscheint im Deutschen Kunstverlag Berlin/München 2023 (320 Seiten, ISBN 978-3-422-80166-0), der Verkaufspreis im Museum während der Ausstellungszeit beträgt 39 Euro.

Audioguide

Zur Ausstellung ist ein von tonwelt guiding solutions produzierter Audioguide in deutscher Sprache zum Download über die Website oder im Museum erhältlich. Die Nutzung ist kostenfrei, Leihgeräte stehen an der Kasse gegen eine Gebühr zur Verfügung.

Begleitprogramm und Vermittlung

Die Ausstellungsvermittlung nimmt schwerpunktmäßig Schulen in den Blick, für die ein vielfältiges Angebot erstellt wurde. Insbesondere die Themen Erinnerungskultur, Exil und verfemte Künstler und Künstlerinnen stehen im Fokus. Daneben bietet das mpk ein umfangreiches Begleitprogramm zur Ausstellung an. In Vorträgen, Podiumsgesprächen und Themenabenden geht es um den Kunstkosmos Rudolf Levys und das Thema Erinnerungskultur heute. Das Museum lädt schon heute zum Neujahrsempfang am 18. Januar um 19 Uhr ein, der die 1920er-Jahre mit ihrer Lebenslust zum Thema hat.

Eröffnung

Die Eröffnung findet am Freitag, 27. Oktober 2023, um 19 Uhr, in der Fruchthalle in Kaiserslautern, Fruchthallstraße 10, statt. Es sprechen: Christoph Dammann, Direktor Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern; Steffen Egle, Direktor des mpk; Sören Fischer, Kurator der Ausstellung; Jürgen Hardeck, Staatssekretär im Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration des Landes Rheinland-Pfalz; Beate Kimmel, Oberbürgermeisterin der Stadt Kaiserslautern; Annette Reich, Kuratorin der Ausstellung; Theo Wieder, Vorsitzender des Bezirkstags Pfalz.

Musikalische Begleitung mit Werken ehemals verfemter Komponisten, gespielt von Mitgliedern der Pfalzphilharmonie. Durch den abwechslungsreichen Abend führt Markus Brock, Moderator bei 3sat MuseumsCheck und SWR2. Anschließender Empfang und Ausstellungsbesuch im mpk.

Die Eröffnungsveranstaltung findet in Kooperation mit dem Referat Kultur der Stadt Kaiserslautern statt, das in der Spielzeit 2023/24 einer musikalischen Reihe von Sinfonie- und Kammerkonzerten anbietet, die chemals verfemten Komponisten gewidmet ist. Für Weingenuss sorgt das Weingut Heinrich Spindler, Forst/Weinstraße.

Das Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern, Museumsplatz 1, ist donnerstags von 11 bis 20 Uhr und dienstags, mittwochs, freitags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.mpk.de. Es gelten neue Eintrittspreise.

Quelle: Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern